Heiligabend

von Fritz Eckenga
Heiligabend

Heiligabend, stille Stimmung,
Tanne duftet, Kerze scheint.

Foto © Karl-Heinz Krauskopf
Knapp zwei Stunden bis Bescherung,
Sippe endlich mal vereint.

Heiligabend, Arbeit ruht,
Vater schafft sich Fett ins Blut,
prüft zum wiederholten Mal
Konsistenz vom Räucheraal.

Heiligabend, Mutti schuftet
in der Küche, Braten duftet.
Dackel frißt den eignen Schwanz,
denn er kriegt nichts von der Gans.

Heiligabend, viel Getöse,
Dackels Rute blutet böse.
Vater köchert, röchelt schwer,
Aales Gräte sitzt ihm quer.

Gänsebraten steht in Flammen,
Dackels Maul füllt sich mit Schaum,
Mutti bricht am Herd zusammen,
Papa fällt in Tannenbaum.

Heiligabend, stille Nacht,
Mutti ist aus Schlaf erwacht
und wie alle Jahre wieder
kämpft sie Küchenbrände nieder.

Papa spuckt jetzt volle Kanne
Gräten aus, schmückt neu die Tanne
Dackelschwanz wird abgebunden
und es schließen sich die Wunden.

Heiligabend, sowieso
Sippe satt, k.o. und froh.
Heute Kinder wird's was geben,
Vater, Mutter, Dackel leben.


Fritz Eckenga