Macht. Blut. Gewalt.

Thomas Vaucher – „Tell - Mann. Held. Legende.“

von Frank Becker

Gewalt und Macht,
Blut und Treue
 
Wer war Wilhelm Tell wirklich, ja gab es ihn überhaupt, und wie war der historische Kontext der Tell-Sage“? Freunden des Mittelalter-Romans schenkt Thomas Vaucher mit seinem auf gewissen Fakten basierenden Roman „Tell - Mann. Held. Legende.“ prächtigen Schmökerstoff mit geschichtlichen Hintergründen, penibel recherchierten sozialen Verhältnissen, gesellschaftlichen Zusammenhängen und Abstufungen, genauer Beschreibung von Dingen des täglichen Gebrauchs wie Kleidung, Gerätschaften, Waffen, Ernährung etc.. Personen der Geschichte und fiktives Personal führt er zu der bewegten und bunten Handlung geschickt zusammen. In bewußt archaisierender Sprache abgefaßt bekommt das Buch um den Armbrustschützen Helm al. Wilhelm Tell, seinen Lebensweg und die Machtkämpfe seiner Zeit einen Tonfall, von dem man annehmen könnte, so sei damals gesprochen worden. Thomas Vaucher berücksichtigt (siehe unten und Literaturverzeichnis) diverse Quellen, nicht aber Bergier, Blatter, Garovi, Müller und Stunzi (u.v.a.).

Thomas Vaucher: „Das Buch fußt durchaus auf historischen Recherchen. Es beinhaltet viele historische Gegebenheiten, die sich damals zugetragen haben, zudem habe ich natürlich auch die Lebensweise der damaligen Zeit etc nachrecherchiert. Bezüglich Wilhelm Tell habe ich ebenfalls viele Recherchen getätigt und orientiere mich auch an den Überlieferungen nur: Es ist umstritten ob es Tell überhaupt jemals gegeben hat oder ob er eine Erfindung ist, da alle Überlieferungen nicht von zeitgenössischen Chronisten stammen, will heißen: Vielleicht ist die Tell Geschichte eine Erfindung beispielsweise Tschudis (der einer der ältesten Chronisten ist, die den Tell-Mythos erzählt haben). Deswegen habe ich mir auch die Freiheit rausgenommen (obschon ich mich an Tschudi orientiere) einige Dinge abzuändern oder zu verfremden im Sinne von: Wie könnte es vielleicht auch gewesen sein?“

Thomas Vauchers „Tell“ ist, das erschließt sich dem Leser schnell, eine äußerst gewalttätige, romantisierende Geschichte um Macht, Verrat und Treue. Mag sein, daß es unter Landsknechten und Söldnern so rauh zugegangen ist, aber für den an historischer Nähe, dafür an blutigen Details und exzessiver Gewalt weniger interessierten Leser ist sie absolut kein Spaß. Hardcore-Mittelalter-Fans werden das Buch jedoch lieben. Ihnen empfehle ich es sogar. Am Rande: daß Thomas Vaucher im Buch in schmerzlicher Gleichmacherei jedes „ß“ zum Doppel-s macht, stört übrigens schon sehr beim Lesen. Entweder alte oder neue Rechtschreibung, bitte.
 
Thomas Vaucher – „Tell - Mann. Held. Legende.“
Historischer Roman
© 2016 Stämpfli Verlag, 324 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Namensverzeichnis, Ortsregister, Glossar, historische Karten auf den Vorsätzen - ISBN 978-3-7272-7900-3
36,- € / 39,- sFr
 
Weitere Informationen:  www.thomasvaucher.ch  -  www.staempfliverlag.com