Menschen... was?

„Menschenfreunde - Humoristen in Wort und Bild“ von Franziska Schrödinger

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Menschen... was?
 
„Menschenfreunde - Humoristen in Wort und Bild“
von Franziska Schrödinger
 
Das Buch „Menschenfreunde - Humoristen in Wort und Bild“ beinhaltet Interviews, die die Herausgeberin Franziska Schrödinger mit eben jenen Komikern geführt hat, u.a. auch mit mir. Und damit das Interview auch einigermaßen lesbar werden würde, hatte ich mir die Fragen vorher schriftlich geben lassen und sie direkt auch schriftlich beantwortet. Das Treffen war dann auch sehr nett.
Das Buch gibt es bei WortArt.

F.: Was ist der Unterschied zwischen Witz und Humor?
A.: Oha! Da müßt' ich bisschen googeln geh'n. Haben wir so viel Zeit?
F.: Was ertragen Sie nur mit Humor?
A.: Leute ohne Humor.
F.: Gibt es für Sie Freundschaft ohne Affinität im Humor?
A.: Äh, wie meinen?
F.: Gibt es eine Hoffnung, die Sie bereits aufgegeben haben?
A.: Nun, Hoffnung … also, Hoffnung als solche … ah, lassen Sie es mich einmal mit den Worten von Margot Käsmann versuchen, okay? Nee, Quatsch, ich nehm' lieber Heiner Müller. Der hat mal das gesagt: „Optimismus ist nur ein Mangel an Information.“
F.: Entsteht Humor durch Resignation?
A.: Wenn ich mir den Humor von Atze Schröder oder Alice Schwarzer angucke oder den vom Propheten Mohammed (Der Friede sei mit ihm), würd' ich sagen: Aber 100 Pro!
F.: Verändert sich der Humor mit dem Alter?
A.: Da kann ich jetzt gar nix zu sagen – ich bin noch nicht so alt.
F.: Gibt es einen klassenlosen Humor?
A.: Solange es keine klassenlose Gesellschaft gibt, gibt’s auch keinen … aber lassen wir das lieber. Da kommen wir ja ins Religiöse …
F.: Gibt es für Sie einen deutschen Humor? Und einen universellen Humor?
A.: Hiesigen Umfragen zufolge ist „Jedem das Seine“ und „Arbeit macht frei“ auf jeden Fall die verbreitetste Form deutschen Humors. Und von Außerirdischen hab ich noch keine Witze gehört. Die äh, FDP jetzt mal ausgenommen.
F.: Hat Sie ihr eigener Humor schon mal erschreckt?
A.: Warum sollte er? Ich mach' das ja aus lauter Lust an der Freude.
F.: Gab es für Sie einen speziellen Moment, an dem Sie wußten, daß Sie diesen Beruf machen wollen und daß es funktioniert?
A.: Ich komm' aus 'nem katholischen Elternhaus. Ich glaube, das reicht. Und mit dem Funktionieren ist das immer so 'ne Sache … Ach, und was heißt schon funktionieren? (weint)
F.: Wie würden Sie ihr Verhältnis zu ihrem Beruf beschreiben?
A.: Da wir hier keinen Platz haben für einen notwendigerweise ausführlichen und dann eben auch wahrscheinlich affin ausufernden Revolutionsdiskurs, würde ich einfach behaupten: Eher schwierig. Und was die Kollegen betrifft: Die geben ja auch nur ihr Bestes. Im Übrigen laufen in dieser famosen Gesellschaft genug kranke Gestalten rum, die Kritik bitter nötig haben.
F.: Heftigste Reaktion der Zuschauer?

A.: Einmal stand am übernächsten Tag in der Zeitung: „Bürgermeister Krause ging zur Pause nach Hause“. Als Überschrift. Wenn man sich so ab und zu in der falschen Kapelle befindet, erlebt man halt hin und wieder den üblichen Dorfterrorismus, von Bierdeckel-Werfen über polternd-den- Saal-Verlassen bis zu Rufen, ich solle gefälligst meine Fresse halten. Ansonsten sitzen bei mir mehrheitlich Leute, die hoffen, daß ich ihnen ihre offenen Türen einrenne. Der Normalfall: 2 Stunden phantastische Laune – mehr is nich drin. Wer 'ne Vision will, soll zu Helmut Schmidt gehen.
F.: Fremdbeschreibung?
A.: Der Berliner Kabarett-Historikus Volker Kühn hat mal geschrieben: „Wolfgang Neuss hätte seine helle Freude an ihm gehabt. Auch er hatte früh das elegante Florett zum alten Eisen geworfen und, weil die Zeiten danach waren, den Schlagzeugprügel hervorgekramt. Da zerreißt einer Bücher. Das heißt: er liest - wie angenehm. Und kotzt ab - wie wohltuend. Mancher, der es ihm nachtut, wird entdecken, daß Herr Nitschke sehr freundlich mit dem umgeht, auf das er sich da einläßt."
F.: Gibt es für Sie ein Buch, das jeder gelesen haben sollte?
A.: Natürlich! Sämtliche 11 Bände „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karl-Heinz Deschner. Und für den Gute-Nachttisch „Die Ducks – Psychogramm einer Sippe“ von Grobian Gans. Und nicht vergessen: Öfter mal an die frische Luft!