Auch im Rentenalter noch schneller als sein Schatten

Lucky Luke wird 70!

von Andreas Rehnolt

© Egmont Ehapa
Lucky Luke schießt auch im Rentenalter
noch schneller als sein Schatten
 
Die allerersten Abenteuer des unfehlbaren und legendären Westernhelden
erschienen im Dezember 1946 im belgischen Magazin Spirou
 
Westernlegende Lucky Luke schießt tatsächlich auch im Rentenalter immer noch schneller als sein Schatten. Im Dezember 1946 erschien im belgischen Magazin „Spirou“ sein allererstes Abenteuer mit dem Titel „Arizona 1880“. Darin stellte er eine überfallene Postkutsche wieder auf die Beine, erteilte dem Betrüger Big Belly eine Lektion, brachte drei Gangster hinter Gitter und hatte einen launigen Jodler auf den Lippen.
70 Jahre später erweist sich der Westernheld noch genauso zielsicher, tapfer, hilfsbereit und galant. Und seit vielen Jahrzehnten endet jedes seiner Abenteuer mit den Liedzeilen: „I'm a poor lonesome cowboy and a long way from home...“ Der Zeichner Maurice de Bévère alias Morris ließ sich zu den Bildern unter anderem von Westernfilmen animieren. Von Anfang an dabei war auch Lukes Pferd, der hochintelligente Apfelschimmel Jolly Jumper, dem man sein hohes Alter ebensowenig ansieht wie dem Reiter.
 
Überhaupt: Lucky Luke. Anfangs ziemlich rundlich und über Jahre hinweg Kettenraucher, entsagte 1983 den Zigaretten, nahm erstaunlicherweise dennoch kein bißchen zu und kaut seitdem an einem Grashalm. Als Morris am 16. Juli 2001 in Brüssel starb, erschien kurz darauf der Comic-Band „Eine Wildwest-Legende“ und alle Fans glaubten damals, jetzt sei es vorbei mit den Abenteuern des gewitzten Cowboys.
Doch Lucky Luke durfte nicht sterben, der Zeichner hatte vorgesorgt und festgelegt, daß seine Arbeit fortgeführt wurde. Lucky Luke, der auch schon mal mit amerikanischen Präsidenten Geschichten erlebt, hat weltweit einen hohen Wiedererkennungs-Wert. Dafür sorgen seine Markenzeichen - weißer Hut, rotes Halstuch, gelbes Hemd, schwarze Weste und blaue Jeans.
 
1948 reiste Luke's geistiger Vater in die Heimat seines Helden - nach Amerika. Sechs Jahre blieb er dort und lernte René Goscinny kennen, der von 1955 bis zu seinem Tod 1977 für die Texte der Lucky Luke-Abenteuer verantwortlich war. Goscinny lieferte geniale Plots, kreierte teils aberwitzige Charaktere wie die dumm-dreisten Gangster-Gebrüder Dalton oder den vertrottelten Polizeihund Rantanplan.
Goscinny führte auch historische Figuren in die Geschichten ein wie die schießfreudige Calamity Jane, die Schauspielerin Sarah Bernhardt, den Richter Roy Bean oder auch Bösewichte wie Jesse James und Billy the Kid. Seine Erzfeinde sind die Daltons. Joe, Jack, William und der ewig hungrige Averall, denen immer wieder die Flucht aus einem Gefängnis glückt und die so sicher wie das Amen in der Kirche stets von Lucky Luke eingefangen und wieder hinter Gitter gebracht werden.
 
Morris hat über seinen berühmten Comic-Helden folgendes gesagt: „Lucky Luke ist anspruchslos, ehrlich, hat Sinn für Humor. Auf seinem Weg durch den Westen wird er von seinem Pferd Jolly Jumper begleitet, einem treuen, intelligenten und sarkastischen Tier, dem der Gerechtigkeitsfimmel seines Herrn auf die Nerven geht.“ Das erstaunliche Pferd kann Kaffee kochen, Schach spielen, seiltanzen, steile Felswände erklimmen und im Extremfall sogar sprechen.
Die Comic-Geschichten handeln von Indianerstämmen, berühmt-berüchtigten Wildwest-Legenden, der Kavallerie, verfeindeten Clans, schwierigen Siedlern, hitzköpfigen Dampfschiffern, von Eisenbahnen, Postkutschen, vom Öl- oder Goldrausch, von Saloons, Planwagenfahrten und von Kopfgeldjägern. Manchmal verläßt der rast- und heimatlose Held auch sein Texas. Dann sorgt er in anderen US-Staaten, in Mexiko oder Kanada für Recht und Ordnung.
In einigen Abenteuern trifft Luke auch auf reale Figuren, die man aus Kino-Filmen kennt: Jean Gabin, Randolph Scott, David Niven, Lee van Cleef, Kirk Douglas und den Film-Westernhelden John Wayne. Überhaupt der Film. Neben den Comicbänden sind vor allem die Zeichentrickserien erfolgreich. Es entstanden zwei Serien mit jeweils 52 Folgen. Beliebt waren auch die vier abendfüllende Zeichentrickfilme mit Lucky Luke. Während die Realverfilmung 1991 mit Terence Hill als Hauptdarsteller ein Riesenerfolg war, geriet ein 2004 gedrehter Streifen mit Til Schweiger als Lucky Luke zum völligen Flop.


© Egmont Ehapa
 
Seit seiner Comic-Geburt vor nunmehr 70 Jahren wurden weltweit deutlich über 100 Millionen Lucky Luke-Alben in 20 verschiedenen Sprachen verkauft. Allein in Deutschland erschienen etwa 30 Millionen Hefte, heißt es aus dem Egmont-Ehapa Verlag, der die Abenteuer seit 1977 herausbringt. Der einsame Cowboy ist bei allem Erfolg stets bescheiden geblieben. In dem 2002 erschienenen Band „Eine Wildwest-Legende“ lehnt er das Angebot Buffalo Bills ab, in dessen Show mitzuspielen. „Ich habe lediglich einen Namen, aber nicht das Zeug zu einer Wildwest-Legende“, meinte der Held mit der auch im Alter von 70 Jahren immer noch schwarzen Haartolle. Wenn er sich da mal nicht irrt.
 
Weitere Informationen: www.ehapa-shop.de/lucky70
Redaktion: Frank Becker