Aber noch vier Folgen? … Die wird man möglicherweise schwänzen

„Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ von David Yates

von Renate Wagner

Phantastische Tierwesen
und wo sie zu finden sind

(Fantastic Beasts and Where to Find Them - GB/USA 2016)

Regie: David Yates
Mit: Eddie Redmayne, Colin Farrell, Dan Fogler, Katherine Waterston, Alison Sudol u.a.
 
Vermutlich hat sie es längst und tief bereut, die gute Joanne K. Rowling, daß sie ihren Harry Potter so definitiv beendet hat (na, in London läuft er derzeit im Theater, nachdem die Filme auf DVD sicher noch jede Menge Geld bringen – und schließlich: Tot ist er ja nicht, wer weiß also?).
Aber Joanne K. Rowling hat sich längst als grenzenlos einfallsreich erwiesen und ist nicht die erste, die entdeckt hat, daß man einen Stoff durch „Spin Offs“ melken kann. „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ist nun ein solcher Versuch – allerdings ein letztendlich so ideenloser, daß man ganz blaß wird bei der Ankündigung, von dieser Serie sollte es nun fünf Filme geben…
 
Was geschieht? „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, das Zoologiebuch von Newt Scamander, war schon (um den Bezug herzustellen, Harry Potter selbst kommt nicht vor) in Hogwarts Lektüre. Den Autor lernt man nun kennen, in Gestalt von Eddie Redmayne, und bedenkt man, was er als Stephen Hawking („Oscar“-gekrönt) und in „Danish Girl“ schon auf der Leinwand gezeigt hat, dann ist das ein klassischer Fall von Unterforderung. Der Brite – hier immer mit dem selben Gesichtsausdruck – landet in den zwanziger Jahren mit einem Koffer voll phantastischer Tiere in New York. Warum? Damit die kleinen Monster, die ziemlich häßlich sind, einen wahren Kuddelmuddel anrichten können. Und das ist es auch schon.
Die Geschichte ist mit allerlei Figuren aufgeputzt, wobei Katherine Waterston als Love-Interest des Helden blaß bleibt – sie arbeitet für eine magische Gemeinde, und was sich da alles tut, bleibt für jene Leuten, die mit Harry Potter nur im Kino vage Bekanntschaft geschlossen haben (darf man zugeben, die Bücher nie gelesen zu haben?), höchst undurchsichtig. Aber seit wann kommt es auf Logik an?
Der große magische Gegenspieler ist Colin Farrell, immerhin wie Redmayne ein darstellerisches Schwergewicht und wie dieser schamlos unterfordert. Warum der jugendliche „Bösewicht“ der Geschichte (Ezra Miller) so wütend herumrast, woher er seine Kräfte hat und was er eigentlich will – vielleicht wissen das die Fachleute. Ist ja auch nicht wichtig.
Was bleibt also in diesem viel zu langen (zweieinviertelstündigen) Film von David Yates (der auch ein paar Potter-Filme inszeniert hat) außer den computeranimierten Viecherln (die weder sonderlich interessant noch sonderlich reizvoll sind) und dem schrecklichen Chaos (einstürzende Altbauten), das sie in New York anrichten?
Nun, immerhin ein zweites Paar, das einiges an Charme auf die Leinwand bringt – im Fall des rundlichen, so liebenswerten Bäcker Kowalski wuchtet: Dan Fogler hat den Charme der Unscheinbaren, aus denen eine gewisse Unschuld strahlt, und in Alison Sudol bekommt er eine Rothaarige (mit Zauberkräften), die eine herrliche, verhuschte Monroe-Parodie hinlegt. So ist der Film doch nicht ganz verloren.
 
Aber noch vier Folgen… die wird man möglicherweise schwänzen.
 
 
Renate Wagner