Notizen

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch

Notizen
 
1. Die Einmischung: Kaum hatte ich in meinen Computer eingegeben „Was ist eine ...“, da kamen schon Vorschläge wie „Was ist eine Tunika?“ oder „Was ist eine Primzahl?“ oder „Was ist eine Metapher?“ und schließlich „Was ist eine Zyste?“, also Fragen, deren Beantwortung mich zum Glück überhaupt nicht interessierte. Eigentlich wollte ich nur wissen. „Was ist eine Einmischung?“ Nun wußte ich es.
 
2. Erkenntnisse: Alles was mir gut tut, schadet mir. Wie soll man mit dieser Erkenntnis ein erfülltes Leben führen? Vielleicht könnte ich Vorbild werden für Entsagungen, dann hätte ich eine Aufgabe gefunden, die wenigstens andere glücklich macht.
 
3. Jäger: Die Frau mit den drei Hunden kam auf mich zu und fragte: „Sie wissen wo die Jäger sind?“ Ich stutzte. Was hatte ich mit den Jägern zu tun? Sie erklärte ihre Frage: „Die Frau mit dem Mops erzählte, daß sie wüßten, wo die Jäger sind.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nichts von Jägern“, sagte ich. „Ich habe auch keine zufällig gesehen, sonst würde ich das jetzt beichten.“
Die Frau gab sich mit meiner Antwort nicht zufrieden und fragte weiter: „Und wo sind sie gewesen?“ Ich verstand die Frage nicht. „Wo soll ich schon gewesen sein?“; sagte ich. „Ich war doch immer hier.“ Sie schaute mich unbefriedigt an und lief einem ihrer Hunde hinterher. „Ich kann das jetzt nicht erklären“, sagte sie. „Sie verstehen das sowieso nicht.“
Ich war verwirrt. Was war das für ein Gespräch? Bin ich vielleicht große Teile meiner Wege unsichtbar und tauche erst sichtbar auf, wenn mich jemand anschaut. War ich vielleicht selbst ein Jäger? Das also viele den Eindruck haben, ich komme quasi aus dem Nichts und verfüge über Botschaften von Tarngesellschaften wie Jäger und Feen?



© 2016 Erwin Grosche