Jahreszeiten ohne Lack

Shunske Sato / Concerto Köln – Vivaldi „The Four Seasons“

von Robert Sernatini

Jahreszeiten ohne Lack
 
Aus dem vielfältigen Œuvre Antonio Vivaldis (1678-1741) – er schrieb alleine rund 230 Konzerte für Solo-Violine und etliche für Streicher-Ensembles, dazu Bläserkonzerte, Solo-Konzerte für Cello, Horn, Flöte, Trompete, Fagott, Oboe und Konzerte für Zupfinstrumente, ragt solitär und längst zum barocken Gassenhauer geworden sein berühmtestes, zahllos aufgeführtes und auf Platten gepreßtes Konzert „Die vier Jahreszeiten“ heraus.
Nun läßt sich mit modernen Mitteln und Techniken dieses landauf, landab aufgeführte Konzert in prachtvollem barockem Glanz interpretieren – oder aber zurückführen auf seinen nicht weniger glanzvollen, vielleicht sogar lebendigeren Ursprung, wie es der japanische Geiger Shunske Sato und das Concerto Köln im Juni 2016 getan haben.

„(…) Ganz im Sinne der historischen Aufführungspraxis erkundet das Ensemble die Lebendigkeit des spontanen Spiels in Vivaldis Musik. Kompromißlos und unverfälscht wird die Freiheit dieser Spielsituation in einer Aufnahme ohne Schnitte abgebildet – audiophil und mit einer speziellen Mikrofonkonfiguration (…)“, schreibt das Label Berlin Classics dazu.
Wie intensiv und ja, hautnah diese Einspielung ist, kann das Album mit Shunske Sato eindrucksvoll vermitteln. Um den „Jahreszeiten“ das Monolithische zu nehmen, wurde zum einen Vivaldis Streichkonzert G Dur, RV 156 quasi als „Vorspiel“ vorangestellt und zwischen wuchtigen Sommer-Ausklang und den beschwingten Herbst die sehr getragene Sinfonia Al Santo Sepolkro B Moll, RV 169 als „Puffer“ eingebettet – ein Kunstgriff, der das „Gelackte“ wegnimmt und der Gesamt-Darbietung sehr gut bekommt. Gefühlvoll und sensibel die Ensemble-Leistung, bestechend und kraftvoll der solistische Einsatz Satos – eine delikate Einspielung, die unbedingt empfohlen werden kann.
 
Shunske Sato / Concerto Köln –  Vivaldi „The Four Seasons“
© + (P) Edel Germany / Berlin Classics
Violine Solo: Shunske Sato – 1. Violine: Mayumi Hirasaki, Markus Hoffmann, Frauke Pöhl – 2. Violine: Jörg Buschhaus, Antje Engel, Hedwig van der Linde, Chiharu Abe – Viola: Antje Savinski, Claudia Steeb – Violoncello: Alexander Scherf – Kontrabaß: Jean-Michel Forest – Cembalo: Gianluca Capuano – Lute: Michael Drücker
 
1. Konzert für Streicher in G Dur, RV 156
2. Die vier Jahreszeiten: Frühling op. 8, RV 269
3. Die vier Jahreszeiten: Sommer op. 8, RV 315
4. Sinfonia Al Santo Sepolkro B Moll, RV 169
5. Die vier Jahreszeiten: Herbst op. 8, RV 293
6. Die vier Jahreszeiten: Winter op 8, 297
 
Gesamtzeit:  51:56
 
Weitere Informationen:  www.berlin-classics-music.com