Kreisch-Alarm

„Tuppertherapie“ Eine Komödie mit Musik

von Frank Becker

  © Theater im Tanzhaus

Kreisch-Alarm
 
„Tuppertherapie“
Eine Komödie mit Musik
von Stephan Braun und Damian Omansen (Musik)
 
Regie: Kristof Stößel – Design: Carsten Czanderna – Choreografie: Michèle Connah
Besetzung: Andrea Bender-Bovenkamp (Angela H. Fischer) – Lisa Laumann (Teresa Schulz) - Loretta von der Heyden (Kristof Stößel) – Michelle Harris (Amanda Whitford) – Ulrike Zeidler (Ilka Schäfer)
 
Ausverkauftes Haus bei der Uraufführung der ersten Eigenproduktion des „Theater im Tanzhaus“, das zur „Tuppertherapie“ einlud. Es geht – zunächst und ganz vordergründig – um die berühmten Plastik-Dosen, die im Rahmen sogenannter „Tupperpartys“ an die Frau gebracht werden. Angela H. Fischer gibt bei dieser Party die einsatzfreudige Andrea Bender-Bovenkamp, die in der Wohnung der verwitweten und ein wenig vereinsamten Loretta (Kristof Stößel) auf eine bunt zusammengewürfelte Gruppe potentieller Käuferinnen trifft, die alle eher ihre privaten Probleme mitbringen, als wirkliches Interesse am universellen Mahlwerk „Rubbeldikatz“. Jede hat ganz offenbar ein ordentliches Päckchen zu tragen. Die junge Mutter Lisa (Teresa Schulz) nervt mit ihrem Kontrollzwang, der sich in ständigen Handy-Telefonaten ausdrückt. Dann sind da noch die ihre Komplexe durch Kaufsucht bekämpfende Michelle (Amanda Whitford) und Ulrike (Ilka Schäfer), die schon mindestens zwölf Verkaufspartys besucht hat und als völlig untalentierte Kartenlegerin ihren Zufallsbekannten gehörig auf die Geduld geht. Andrea (Angela H. Fischer) selbst hängt am Flachmann – Tupperparty ist wohl nur etwas für robuste Charaktere. Das gilt auch für das Stück.
 
Das Szenarium, das ein insgesamt wenig gequält wirkt, zeigt in viel zu langen zweieinhalb Stunden das ausgewalzte Aufeinanderprallen sämtlicher mitgebrachter Neurosen, Komplexe und Defizite. In unguter Atmosphäre entwickeln sich zwischen fünf Fremden heftige Animositäten, die dann irgendwann in Friede, Freude Eierkuchen und schwesterliche Zuneigung umschlagen. Das ist unglaubhaft dramaturgisch schlecht gelöst und angesichts der vorgeführten markanten Neurosen selbst bei einer Intensiv-Therapie weder schlüssig noch möglich. Dabei gibt es durchaus ernste Ansätze, die sich aber leider in allzu schlichtem Humor in Schenkelklopfer auf etwas zu niedriger Ebene verlaufen. Zudem löst der eine oder andere Po-Wackler oder ein rutschender Rock peinlichen Kreisch-Alarm bei ähnlich schlichten Gemütern im Saal aus. Komödie mit Niveau – und das will sie sein – geht anders. Hier wird um die Gunst des falschen Publikums gebuhlt und gleichzeitig zu aufdringlich Moralin versprüht.
Nun gibt es aber auch positive Seiten: die sind zum einen in den zehn überwiegend von Damian Omansen komponierten und von Stephan Braun getexteten Songs zu finden, zum anderen in der Song-Performance von Teresa Schulz (die auch eine prima Jeannie in „Hair“ abgeben würde), Amanda Whitford (ein veritables Weather-Girl) und Angela H. Fischer. Frau Fischer gibt den Texten Tiefe, und sie ist auch jene im Ensemble, die ihrer Rolle den mit Abstand stärksten Charakter verleiht. Drücken wir dem Theater im Tanzhaus die Daumen, daß zumindest die Kasse stimmt, vielleicht ja auch durch die unauffällige Produktplazierung für Vorwerk, REWE und natürlich Tupperware, das Original“.
Was für ein seltsamer Abend...“, sagt irgendwann gegen Ende Lisa - oder war es Ulrike? Wohl wahr.
 
Weitere Informationen: www.tanzhaus-wuppertal.de  -  ks-entertainment.de