Für Freunde der schrillen Satire

„Sausage Party“ von Greg Tiernan und Conrad Vernon

von Renate Wagner

Sausage Party –
Es geht um die Wurst

(USA – 2016)
Animation

Regie: Greg Tiernan, Conrad Vernon
Drehbuch: Evan Goldberg, Jonah Hill, Seth Rogen
Musik: Alan Menken, Christopher Lennertz
 
Es ist nicht leicht, auf den Kalauer „Es geht um die Wurst“ zu verzichten, also haben die deutschen Verleiher der „Sausage Party“ natürlich diesen Untertitel gegeben. Wobei die Wurst, wir sagen es gleich, absichtsvoll immer wieder andere Assoziationen erwecken soll, komisch unter der Gürtellinie, und das verwundert nicht, wenn man sich ansieht, wer eigentlich hinter diesem Film steckt. Sicher, amerikanische „Animations“-Filme sind, wenn sie nicht ganz auf lieblich und herzig gepolt sind, oft schrill – aber so!
Nun, da kamen als Drehbuchautoren der Regisseur / Produzent Evan Goldberg, und die Schauspieler Jonah Hill und Seth Rogen zusammen, die Krachpartie Hollywoods, die damit in Realfilmen der dumm-geschmacklosen Art schon viel Geld eingespielt hat (weil es dafür eben ein Publikum gibt). Nun leihen sie und ihre Freunde (James Franco ist da gerne dabei, Comedienne Kristen Wiig desgleichen) in der Originalfassung den – Lebensmitteln ihre Stimmen.
Um diese geht es nämlich. Da liegen sie im Supermarkt, die verpackten Würstchen, daneben die verpackten weichen Brötchen, flirten, träumen davon, wie sie für ein „Hot Dog“ zusammen kommen und kuscheln werden (Get your fill) – und freuen sich unendlich darauf, „gewählt“ zu werden, nämlich im Einkaufswagen zu landen.
 
Spätestens wenn man ihnen klar macht, daß dies ja ihr baldiges Ende in den Schlünden der Menschen bedeutet, hebt auch ein kleines Stückchen politisches Gleichnis den Kopf: Ihr blöden Würstchen, die ihr Euch in Eurer Situation noch wohl fühlt und nicht ahnt, was auf Euch zukommt und wofür man Euch benützt… Wenn etwas solcherart belehrend sein darf, ist es für Erwachsene, und dann hat offenbar auch jede sexuelle Zote ihren Platz. (Seit wann wurde ein Zeichentrickfilm in den USA mit Jugendverbot belegt? Hier hat man’s erlebt. „Adult Computer Animated“ heißt das dann. In Deutschland kam man dann auf 16 Jahre Altersfreigabe. Das heißt, Disney ideologisch den Kampf anzusagen!)
Im Lauf des immer turbulenter werdenden „Protest“- und Widerstands-Geschehens tauchen dann komische und verquere „Artikel“ aller Art auf, von der Flasche namens „Feuerwasser“ bis zum jüdischen Bagel, vom Taco (sie ist lesbisch) bis zum Badesalz, von den Chips bis zum Kaugummi, von der Nudelsuppe zum Toilettenpapier, alle durchaus wild und drollig charakterisiert.
 
Aber im Endeffekt bietet auch dieses von den Regisseur Greg Tiernan und Conrad Vernon gestaltete Zeichentrick-Spektakel keine tieferen Weisheiten, nur das übliche Chaos und Durcheinander, wenn die Lebensmittel von der Senfdose angestachelt werden, aus dem Einkaufswagen und vor ihrem schrecklichen Schicksal zu fliehen. Von da an überstürzen sich die Ereignisse bis zur obligaten Unübersichtlichkeit, aber es geht ohnedies nur darum, möglichst viel möglichst bunt und laut über die Leinwand zu jagen. Trotzdem: als erwachsener Spaß für alle, die schrille Satire lieben, ist das schon was.
 
 
Renate Wagner