Da ist Saft drin

Nicole Johänntgen – „Henry“

von Frank Becker

Da ist Saft drin
 
Sieben saftige Stücke hat Nicole Johänntgen, Jazzfreunden auch noch als Nicole Jo bekannt, für ihr neues Album geschrieben, sieben Stücke, die die Wiege des Jazz und seine Marching Bands feiern: New Orleans. Das signalisiert bereits der Opener und Titelsong „Henry“ mit knatternder Snare und dem bullernden „WHUMP!“ des Sousaphons. „Oh Yes My Friend“ setzt die Linie so wunderbar traurig und schleppend fort, daß man beim Hören geradezu körperlich in diesen Trott auf dem Weg zum Friedhof hineingezogen wird.
Noch eins drauf setzt „Slowly“, wie schon der Titel verrät – bis die Stimmung nach sechs Minuten umzuschlagen beginnt, um dem fröhlichen „The Kids From New Orleans“ den Weg frei zu machen. Da ist, mit einem kurzen eingeschobenen Gedenken, so richtig was los. Jon Ramms Posaune und Steve Glenns Sousaphon können sich ordentlich austoben und auch Paul Thibodeaux darf sein Drumset mal von der Leine lassen – und mitten drin Nicole Johänntgens sprudelndes Altsaxophon. Zart und raffiniert arrangiert beschwört „They Missed Love“ in einer fast unwirklichen, experimentierenden Collage Verlorenes – das geht unter die Haut. Mit einem temporeichen Meisterstück schließt das knapp 38 Minuten lange, nichtsdestoweniger äußerst hörenswerte Album: „Take The Steam Train“. Nicole Johänntgen hat dazu wieder ein ⇒ Video produziert, mit ihr selbst an as, ts, ss, bs  - unbedingt ansehen - es hebt sich wie auch schon ihre früheren Videos mit Witz und Virtuosität weit aus der Masse des Youtube-Angebots heraus.
 
Nicole Johänntgen – „Henry“
© + (P) 2016 Nicole Johänntgen
Nicole Johänntgen (as, ts, ss, bs) - Jon Ramm (tb) - Steven Glenn (sousa) - Paul Thibodeaux (dr)
 
1. Henry – 2. Oh Yes My Friend – 3. Nola – 4. Slowly – 5. The Kids From New Orleans – 6. They Missed Love – 7. Take The Steam Train
Gesamtzeit: 37:27
 
Weitere Informationen: www.nicolejohaenntgen.com