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„Vom Leben zum Tod - 69 Osterpredigten“ von Joachim Kardinal Meisner

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Papa Simpel, der ewige Dompfaff
 
„Vom Leben zum Tod - 69 Osterpredigten“
von Joachim Kardinal Meisner
 
 
Brüder und Schwestern!
Über Tote nichts als Gutes! Lassen wir also für die nächsten 10 Minuten Gott mal aus dem Spiel. Sprechen wir lieber über Gottes Kölner Reichs­verweser – reden wir über Joachim Kardinal Meisner!
Der Mann wurde an einem 25. Dezember geboren. Und Sie können sich jetzt dazu denken, was Sie wollen. Zweitens: Dieses wunderliche, histo­risch tatsächlich verbürgte Ereignis begab sich wie jenes andere zwar auch am Arsch der Welt – aber nicht in Bethlehem, sondern noch viel tiefer drin:in Breslau, in Germanisch-Niederschlesien.
Und, beim Barte des Propheten, gibt's noch einen 3. und einen 4. feinen Unterschied: Zum einen hat IHN sein taubes Volk bis heute immer noch nicht erkannt, IHN, den einzig wahren Gottessohn, den Leibhaftigen, den guten Menschen von Breslau, Juppi „Jubilate“, Papa Simpel, unseren ewigen Kölner Dompfaffen! Und zum anderen hat ER uns armen Erdenwürmern – im Gegensatz zu Jesus Christus – jede Menge schriftliches Zeugs vermacht. Zum Beispiel dieses Teil hier:
„Vom Leben zum Tod - 69 Osterpredigten“.

Warum das nun ausgerechnet 69 sind, wo’s doch jede andere symbol­schwangere Fabelzahl auch getan hätte, will ich noch mal unhinterfragt durchgehen lassen. Schreiten wir zum Inhalt! Zur wahren Offenbarung:
„Es ist einem Christen unwürdig, aus dem Sonntag ein schönes Wochenende zu machen.“ Yo! Deshalb rufen Christen sich auch seit Alters her jeden Samstag immer zu übern Gartenzaun: „Tschöh, und ich wünsch‘ dir noch ‘n verschissenes Wochenende!“
Die Meisner-Welt ist halt ‘ne kleine Ecke verdreht:
Er glaubt was, was es nicht gibt, und was es gibt, das glaubt er nicht:
„Ich glaube nicht, daß unsere Priester unter den Verpflich­tungen des Zölibats oder anderen Eingrenzungen leiden! Nein, sie fühlen sich verletzt beim Anblick einer Gesellschaft, die das Gegenteil von dem lebt, wofür sie eingetreten sind.“ Nee, wat'n Quatsch! Natürlich fühlen die sich verletzt, wenn die beim Geschlechtsverkehr immer nur zugucken dürfen! Is doch logo. Aber er kann noch mal ganz anders:
„Lassen wir uns nicht von außerkirchlicher und innerkirch­licher antirömischer Propaganda vergiften, sondern halten wir uns an die Weisungen des Papstes. Denn nicht die Emanzi­pation, sondern die Passion führt in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes.“

Ja, und wie diese herrliche Passion ausschaut, das wollen wir uns jetzt mal, liebe Brüder und Schwestern, etwas genauer anschauen. Und so spricht der Kardinal:
„Charles de Foucauld beobachtete ...“ Ach so, muß ich kurz erklären: Charles de Foucauld, ähm, französischer Einsiedler, um 1900 rum, der mit Vorliebe algerischen Nomaden katholisches Einsiedeln schmackhaft machen wollte. Also, dieser Komiker Charles de Foucauld „beobachtete in der Wüste einen alten Tuareg, der an jedem Abend im Wüstensand niederkniete und sein Ohr in die Wüste hineinlegte. Auf die Frage, was er dort tue, gab er die erschütternde Antwort: Ich höre die Wüste weinen.“
Liebe obsoleten Bibelexegeten und Mirakelkatecheten, fragt jetzt nicht: „Häh, wieso denn erschütternd und wieso weinen?“ Fürchtet euch nicht, denn soeben fiel euch ein Meisner vom Himmel, und der weiß Bescheid: „Wenn sich dieser Tuareg in dieser heiligen Osternacht auf die Hohe Straße in Köln niederkniete und sein Ohr auf das Kölner Pflaster legte, was würde er dort hören?“ Na, was würde der da schon groß hören? Würde mal auf U-Bahn tippen. Oder: Gras wachsen? Oder er müßte sich freche Türkenjungs anhören mit ihrem Multi-Kulti-Gequatsche: ‚Ey, wassuchssu?‘ Nein, alles falsch. Denn so fährt der Kardinal fort: „Ich glaube, man braucht kein Prophet zu sein: Dieser Tuareg würde die Stadt Köln weinen hören.“ Häh?! „Wie ein dichter, grauer, häßlicher Nebel liegt ein Hedonismus und ungehemmter Liberalismus über unserem Land.
In der Genußsucht kerkert der Mensch sich ein in das Gefängnis von Alkohol, Drogen und Sexus.“
Yeah! Hoch die Tassen, die unser Niederschlesier nich‘ mehr alle im Tabernakel hat! ‚Alkohol und Drogen‘, dat kann er noch mühelos runterdeklinieren, ohne purpur anzulaufen. Beim Sex aber muß er immer übertreiben. „Sex“ alleine reicht ihm nicht, es muß schon „Sexus“ sein. Alkoholus, Drogus und Sexus! Na, egal, sein Problem. Und endet mit den dürren Worten: „Ein entwürdigtes Dasein!“
Hm, det kann man wohl sagen.

Meine Damen und Herren!
Es wäre vielleicht etwas zu billig, sich nur auf die Comedy-Auswüchse unseres dömlichen Obertaliban zu werfen. Wie z.B. auf den hier – von Seite 141: „Frieden schaffen durch Füße waschen.“
Nein, liebe Brüder und Schawestern!
Wenn wir unsern Kardinal wahrlich verstehen wollen –, und wahrlich, das wollen wir ja wohl alle, – dann sollten wir das Wagnis wagen und ganz und gar eintauchen in das katholische Wesen seiner österlichen Froh­botschaften,in die Tiefen seiner unterirdischen Gedanken. Denn dann werden auch wir vor Glück zerspringen, juchzen und frohlocken: Halleluja, Hosianna und Etcetera: Da isse wieder! Die alte, ehrwürdige Seligpreisung von Folter, Tod, Rübe ab und Spaß anner Freud! Denn die religiöse Verzückung beim Anblick gemarterter Körper und gnadenlose Eliminierung jeglichen Restgefühls ziehen sich wie ein bluttriefender Transmissionsriemen durch Meisners österliche Gewaltphantasmagorien. Und so spricht der feine Herr unter anderem:
„Im Jahre 430 war die nordafrikanische Bischofsstadt Hippo von den Vandalen belagert.“ Mit den Vandalen hat er’s übrigens. Denn die hatten auch mal sein Breslau heimgesucht. Beziehungsweise: Die hatten Breslau überhaupt erst gegründet und aufgebaut. Das weiß der Mann aber nicht. Dafür hat er zu sehr die Gnade der späten Geburt. Egal. Also: „430 ... nordafrikanische Bischofsstadt Hippo ... Vandalen ... Belagerung" usw. Jedenfalls: „Ihr großer Bischof Augustinus lag auf dem Sterbebett. Sein letzter irdischer Trost war eine Nachricht aus seiner Kathedrale, in der zur gleichen Zeit die Osternacht gefeiert wurde. Gerade sang der Lektorenknabe das Halleluja ...“ Ahh, ein singender Lektorenknabe! „Da kam von hinten der“ Na ... na, wer kam da wohl? „Da kam von hinten der feindliche Pfeil eines Vandalen und zerstach die Kehle des jugendlichen Sängers. Er konnte das Halleluja im Himmel weitersingen.“ Na, super. „Augustinus weinte vor Freude, daß seine Kirche den Vandalen mit dem Halleluja auf den Lippen entgegenkam und daß die Kirche von Hippo dem sterbenden Sänger mit dem Halleluja auf den Lippen den nahenden, sterbenden Bischof ankündigte.“
Boh ey! Kinners!
Und von solch hanebüchenen Vandalenopern wimmelt’s nur so in dieser selig armen Pfaffenschwarte, so daß man jetzt auch plötzlich muselma­nische Selbstmordidioten als das erkennt, was sie sind: Brüder im Geiste des hl. Hallelujas.

In diesem Fall war die Lektüre für mich - so wahr mir Gott half – echte Hardcore-Quälerei. Und ein Gedicht schwirrte mir ohn‘ Unterlaß durch meinen Kopp:
„Der Tod ist ein Meisner aus Deutschland.“

Welche Welt es wirklich ist, in der dieser Meisner denkt zu leben, sagt uns ganz allein schon der folgende halbe Halbsatz, der immer wieder mantra-mäßig durch seine Litaneien geistert:
„Wenn es wahr sein sollte, daß sich der Mensch biologisch aus anderen Lebewesen entwickelt hat ...“
Junge, Junge, da hasse aber noch ‘ne lange Reise vor dir.
Danke schön.

Ostern 2002