Ein Kinderfilm mit Schmalz, aber nix Besonderes

„Elliot, der Drache“ von David Lowery

von Renate Wagner

Elliot, der Drache
Pete’s Dragon  /  USA  /  2016

Regie: David Lowery
Mit: Robert Redford, Bryce Dallas Howard, Oakes Fegley, Oona Laurence u.a.
 
Wer in den späten Siebziger, frühen Achtziger Jahren ein kleines Kind in der Familie hatte, der weiß, welche Begeisterung „Elliot, das Schmunzelmonster“ (1977) bei diesem auslöste: ein armes Kind und ein guter Drache, ein paar optische Tricks (damals noch nicht überbordend) und Musik – einer der großen Disney Erfolge. Das Remake, nun knapp 40 Jahre später, ist zwar in der Darstellung des Drachen schon ein Computerkunststück, aber immer noch vergleichsweise „bescheidenes Familienkino“, das als solches bei der US-Presse viel Lob erhielt.
Der neue Film beginnt anders als der alte. Dort ist Pete ein Waisenkind bei bösen Pflegeeltern. Hier fährt eine Familie, Vater, Mutter, kleiner Junge, durch eine Waldlandschaft. Den Autounfall sieht man nicht, das ist schließlich ein Film auch für die Kleinen, seltsam nur, daß Pete aus dem verkehrt liegenden Auto aussteigt und völlig unbeeindruckt in den Wald wandert: Tief erschüttert hat ihn das Erlebnis offenbar nicht…
 
Wenn man ihm wieder begegnet (Oakes Fegley), ist er 10 Jahre alt, trägt lange Locken und einen Lendenschurz und fegt wie Mogli im Dschungelbuch durch die Wälder. Sein großer Beschützer ist der plüschige große Drache Elliot, der verdächtig aussieht wie der Drache aus der „Unendlichen Geschichte“ (zumal, wenn Pete auf ihm reitet), wenn er auch nicht silberweiß, sondern ganz grün ist. Nahezu ein Schmunzelmonster, das statt Pfoten dann auch so etwas wie Hände hat, um Pete zu umarmen…
Nebenbei hat man es mit „Echtmenschen“ zu tun, die da in einem kleinen Ort im waldreichen, relativ einsamen Nordwesten der USA leben. Grace (Bryce Dallas Howard) ist Rangerin in der Gegend, ihr Vater, Opa Mr. Meacham, der Holzschnitzer (Robert Redford), erzählt Geschichten … auch von Drachen. Und eines Tages sieht die 11jährige Natalie (Oona Laurence) einen halbnackten kleinen Jungen im Wald. Und dann geht die Geschichte erst so richtig los – und die Idylle mutiert zum dramatischen Gleichnis, das allerdings gänzlich simpel gestrickt ist.
 
Pete, der eigentlich nicht unter den Menschen leben möchte (da hilft ihm allerdings kein Herrgott, im Wald hausen läßt man ihn nicht), kann das Wissen um seinen Drachen (der ja fliegend durch die Lüfte segelt) nicht bewahren. Und da kommen dann die bösen Kapitalisten, die den Drachen fangen und als Attraktion ausstellen wollen… und das gibt dramatisch-tragische, menschlich auch unschöne  Szenen, wenn sie ihn jagen und einsperren.
Aber –  irgendwann sitzt Opa mit den Kindern triumphierend am Steuer des Riesenlasters, auf dessen Anhänger man den Drachen transportiert hat, und sie bringen Elliot in Sicherheit. Der verzichtet dann gewissermaßen tränenreich auf den Jungen, der unter Menschen leben soll. So muß ein Disney-Film ausgehen. Mit allem Schmalz, das dazugehört.
Sicherlich, Regisseur David Lowery mixt ländliche Idylle, flotte Kinder und böse Leute und einen liebenswerten Drachen aus dem Computer mit tadelloser Könnerschaft. Aber was daran so besonders sein soll, das sieht man eigentlich nicht.
 
 
Renate Wagner