Aus der Zeit gefallen?

Thomas Gädeke – „Lutz Theen und Hedda Pontoppidan. Ein Künstlerpaar. Abseits der Moderne“

von Robert Sernatini/Red.

Umschlag: Lutz Theen, Der Maler und sein Modell, 1948


Aus der Zeit gefallen?
 
Das Lebenswerk eine Malerehepaares, das über Jahrzehnte in Nordballig an der Flensburger Förde wirkte, wurde 2016 mit einer Ausstellung in der Drostei in Pinneberg und wird mit diesem Band erstmals umfassend aufgearbeitet. Wie sehr die Künstler, die – so beschreibt es der Kunsthistoriker Thomas Gädeke - einen „in ihrer Generation unzeitgemäßen Sonderweg“ gingen, an der Entwicklung der Moderne Anteil nahmen, wird an ihren eigenen Texten deutlich, die in der im Deutschen Kunstverlag erscheinenden Monographie von Dr. Thomas Gädeke abgedruckt sind.
Hedda Pontoppidan (1912-2013) und Lutz Theen (1913-2001) waren Schüler des expressionistischen Malers und Theatermanns Hans Holtorf, den sie 1930 für mehrere Jahre an die Flensburger Förde begleiteten. Nach Pontoppidans vertiefender künstlerischer Ausbildung in München und Theens zweijährigem Studienaufenthalt in China, sowie anschließendem Kriegsdienst, heiratete das Künstlerpaar und entschloß sich zu einem Leben auf dem schleswig-holsteinischen Land. Dort entstanden ihre an der sicht- und greifbaren Welt orientierten Arbeiten, was Porträts und Figurenbilder ebenso einschließt wie Stilleben und Landschaftsmalerei. Vor allem die rauhe Landschaft ihrer Wahlheimat haben sie auf Gemälden und Zeichnungen mit sicherem Blick und guter Hand festgehalten.


Hedda Pontoppidan Krug und Birnen 1930
 
Das Œuvre beider, durch den vorliegenden Band über sieben Jahrzehnte verfolgbar, läßt eine Vielzahl von Eindrücken und deutlichen Einflüssen diverser Epochen und Stile, aber trotz sehr ordentlichem Handwerk jedoch nur wenig Individualität erkennen. Unbestreitbar sind beider Landschaftsskizzen und -zeichnungen, ob nun als Bleistift-, oder Federzeichnung, Aquarell oder Tempera von hohem Reiz, der sich teils auch in den Ausführungen in Öl wiederholt. Auch erweist sich Lutz Theen als beachtlicher Radierer. Die Stilleben Hedda Pontoppidans und die Portraits in Öl hingegen wirken kaum mehr als beliebig, während die Akte durchweg keine eigene Sprache haben. Hier wurde wohl fleißig in der Kunstgeschichte von den französischen Impressionisten (Lutz Theen, „Liegender Akt“, 1937) bis zur Blut- und Boden-Kunst des Nationalsozialismus (schrecklich: Lutz Theens „Venus“, um 1963 und seine „Zwei Grazien“, 1964) gestöbert. Die kraftvolle Farbgebung in Hedda Pontoppidans Öl-Bildern hat oftmals Nähe zu den Künstlern von Worpswede und ihrer Zeit. Charme hingegen zeigt auch z.B. Lutz Theens „Der Maler und sein Modell“, eine Radierung im Stil einer Buchillustration aus dem Jahr 1976 - ein Thema übrigens, das sich bei Theen wiederholt (Siehe Buchumschlag).


Lutz Theen, Landschaft o.J. (1980er)
 
Dennoch, sich den modernistischen Strömungen nach 1945 entzogen zu haben – Theens Pariser Farbskizzen machen da eine plakative Ausnahme – zeigt, daß beide sich nicht haben von Moden einfangen lassen. Das aber genügt nicht, um eine eigene Position in der deutschen Kunstgeschichte reklamieren zu können.
 
Thomas Gädeke – „Lutz Theen und Hedda Pontoppidan. Ein Künstlerpaar. Abseits der Moderne“
Mit Essays der Künstler und Beiträgen von Jasper Barenberg und Frauke Gloyer
© 2016 Deutscher Kunstverlag 184 Seiten mit 128 farbigen Abbildungen, 30 x 24 cm, Hardcover, Fadenheftung  -  ISBN: 978-3-422-07371-5
28,00 €


Lutz Theen, Der Maler und sein Modell, Radierung 1976

Weitere Informationen:  www.deutscherkunstverlag.de