Flokati-Fieber*

Die 70er-Jahre-Revue „Schlager lügen nicht“ ist ein Knüller

von Frank Becker


Flokati-Fieber*
 
Die 70er-Jahre-Revue „Schlager lügen nicht“ ist ein Knüller
 
Buch und Regie: Thomas Schiffmann - Choreographie: Sonja Hebestadt - Produktion: Holger Hagemeyer - Ton: Meike Jerabeck - Licht: Meike Jerabeck, Holger Hagemeyer
Besetzung:  Doro Spengler : Carolin Pommert - Maria Spengler : Melanie Rasch - Richard Spengler : Alex Palm - Jürgen / Dieter Kern : Markus Peters - Ulla / Julia : Nina Barton - Björn / Berger : Thomas Schiffmann - Peter Helmut Brock : Gordon Heckes
In weiteren Rollen: Holger Tiedtke, Dennis Knese, Simon Thomas, Lisa Lange, Sarah Quack (für die korrekte Namensnennung der häufig wechselnden Besetzung kann hier keine Gewähr übernommen werden)
 
Wenn das Publikum bereits beim ersten Öffnen des Vorhangs in Jubel ausbricht, darf man konstatieren, daß hier etwas verdammt richtig gemacht worden ist: Ein Tapeten-(Alp)Traum in Braun, Rot, Gelb und Orange leuchtet zur Melodie von „Tränen lügen nicht“ von der Bühne, die Thomas Schiffmann sich für das 70er-Jahre-Spektakel „Schlager lügen nicht“ ausgedacht hat. Es sollte nicht das einzige bejubelte Streiflicht einer, mal ehrlich, designmäßig fürchterlich scheußlichen Zeit sein, denn die Ausstatter beachteten liebevoll das Typische dieser, und noch mal ehrlich, was deutsche Schlager angeht, gruseligen Epoche.
Flokati am Boden, Röhren-Farbfernseher (mit Fernbedienung), Telefon FeTAp 756D auf dem Tisch, Plateau-Sohlen, Schlaghosen, schrille Hemden und Kleider, Polyester-Trainingsjacken, Sonnenbrillen und… und… und. ZUm allseitigen Vergnügen ein tiefer Griff in die Fundus-Schatzkiste. Vermissen Sie etwas? Na klar: die Pril-Blumen waren auch dabei und sorgten, dramaturgisch perfekt eingesetzt, für erneute Begeisterung. Das Publikum bekannte durch spontane Reaktion und Mitsingen aus voller Kehle: das war unsere Zeit!

Gassenhauer und Dauerbrenner für die Ewigkeit in schneller Folge, bei denen alle, aber auch alle mit „Dibidibi-dipdip“, „Rata, ratadatata“,
„Shalalala“ und „Nanananana“ herzhaft mittaten: „Wann wirds mal wieder richtig Sommer“ (
2016 so hochaktuell wie selten zuvor), „Immer wieder sonntags“, „Fiesta Mexicana“ (Sie wissen schon: Hossa!), „Im Wagen vor mir“ (mit beachtlichem, herzhaftem Damen-Chorus aus dem Saal), „Ich war noch niemals in New York“, die gefeierte Hymne „Er gehört zu mir“, „Eviva españa“, „Der Junge mit Mundharmonika (dem Hund von Monika)“, „Das schöne Mädchen von Seite Eins“, „Ti amo“, „Es fährt ein Zug (nach nirgendwo)“ (keiner schluchzte das wie der spätere Hilfs-Guru P.A.) und schließlich „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ (Bam! Bam!).

Das Theater an der Niebuhrg servierte im Remscheider Teo Otto Theater eine grellbunte Schlager-Schlachtplatte „mit allet“, auch mit Dieter Thomas H… - ähhh: Peter Helmut Brock und seinen unsäglichen Ansagen, die dennoch Kult geworden sind. Eine prima Show mit erstklassigen Schlagersängern und Schlagersängerinnen aus dem gut aufgestellten Niebuhrg-Ensemble. Ob´s Spaß gemacht hat? Na und ob!
 
Weitere Informationen:  www.schilda-theater.de  und das → hier

*Unser Titel ist natürlich hemmungslos gestohlen - wir danken Nikolaus Jungwirth und Gerhard Kromschröder für die Anregung und ihr lesenswertes Buch über die Siebziger Jahre.