„Der Gartenzwerg“
Eine am 10. Juli beginnende Ausstellung
im Kreismuseum Zons widmet sich der „Geschichte eines kleinen Volkes“ + Im Botanischen Garten Wuppertal werden die Zwerge zu Kunst „Der Gartenzwerg. Die Geschichte eines kleinen Volkes“ ist der Titel einer originellen Ausstellung, die ab dem 10. Juli im Kreismuseum im rheinischen Zons zu sehen ist. „Geliebt und gehaßt - wohl kaum ein anderes Gartenaccessoire scheidet die Nation so sehr wie der Gartenzwerg“, hieß es in einer Mitteilung des Museums zu der bis zum 3. Oktober geplanten Schau. Von kitschig bis künstlerisch, von lustig bis makaber reicht das Spektrum dieses kleinen Volkes, das heute nicht mehr nur in Vorgärten, sondern auch in Wohnungen und gar Büros zu finden ist. Nicht zu vergessen die Welt der Populärkultur, 1966 widmeten die Jacob Sisters dem Hüter aller Kleingärten ihren unvergessenen „Gartenzwerg-Marsch“ (Adelbert, schenk mir einen Gartenzwerg) und Heinz Erhardt gab ihm in seinem Kurz-Krimi mit „G“ eine Rolle: „Giftiger Gartenzwerg geifert Galle.“ In der Kölner Stadtmythologie spielen die fleißigen Burschen unter dem Namen „Heinzelmännchen“ ebenso eine wichtige Rolle wie in vielen Märchen. Die heute rot bezipfelmützten Gartenfiguren gehen in wesentlichen Teilen auch darauf zurück.
Und natürlich gibt es sie auch als Kunstobjekt - ab Sonntag im Botanischen Garten Wuppertal zu sehen. Eine Ausstellung, unterstützt vom Verein der Freunde und Förderer des Botanischen Gartens Wuppertal e.V. zeigt „Gartenzwerge“, so der Arbeitstitel von Oswald Gibiec-Oberhoff für das 6. Skulpturenprojekt im Botanischen Garten. Mehr als 20 Wuppertaler Künstlerinnen und Künstler nehmen mit ihren Ideen zum Zipfelmützen-Thema teil. Die Kunstobjekte werden bis Ende Oktober dort zu sehen sein. Die Zwergen-Figuren schmückten ursprünglich die Schloßgärten des Barock, als steinerne Anlehnung an die oft kleinwüchsigen Hofnarren. Im „Zwerglgarten“ vom Salzburger Schloß Mirabell z.B. stehen die 16 ältesten erhaltenen (Garten)Zwerg-Figuren. Im Jahr 1715 wurden sie unter Fürsterzbischof Franz Anton Harrach zur Belustigung des Hofes aufgestellt. Ihre vorrangige Funktion hatte darin bestanden, „die Betrachter zu überraschen, die im ersten Augenblick glauben sollten, lebendige Zwerge vor sich zu haben“. Deshalb legten die solventen Käufer damals auch Wert darauf, daß die kleinen Gesellen so realistisch und individuell wie möglich gestaltet wurden. Im gesamten 18. Jahrhundert waren die kleinen Gestalten sozusagen ein verbreiteter Modetrend und wurden in vielfältiger Weise dargestellt. Von den barocken Parks und Landschaftsgärten ausgehend eroberten die später zumeist tönernen Zwerge ab 1864 die Gärten des Bürgertums und schließlich Kleingärten. Ihre „Profanisierung“ erlebten sie mit dem Entstehen und Aufblühen der von Ernst Innozenz Hauschild zur Erholung der arbeitenden Bevölkerung gegründeten Schrebergärten.
Die Ausstellung gibt einen spannenden Blick auf die gestalterische und kulturelle Geschichte der kleinen Keramikmänner und Zipfelmützenträger. Für viele sind sie der Inbegriff von Kleinbürgerlichkeit und Spießertum. Dabei gibt es durchaus Gründe, Gartenzwerge sympathisch zu finden. Zum Beispiel den, daß die Nationalsozialisten die Zipfelmützenträger eben nicht sympathisch fanden, weil sie so gar nicht dem Bild des deutschen Siegfried entsprachen. Und spricht es nicht auch für das kleingewachsene Völkchen, daß es bei den DDR-Despoten ebenfalls nicht sonderlich gelitten war, obwohl der sogenannte Arbeiter- und Bauernstaat größter Produzent der Mini-Männer war?
Insgesamt 100 Exemplare aus der Sammlung des Saarländers Sven Berrar präsentiert die Ausstellung in Zons. Die kleinen Wichte sind erstmals in NRW zu sehen. Die Zwerge stammen überwiegend aus deutschen Manufakturen und haben teilweise schon eine über 100jährige Geschichte hinter sich. Die ausgewählten Objekte zeigen den Weg von handgefertigten detailreich gestalteten Tonfiguren hin zur sterotypen Massenware. Historische Aufnahmen von Gartenzwergen und ihren Besitzern werden aktuellen Gartenzwergfotos der Ausstellungsbesucher gegenüber gestellt. Dies alles soll von der „Beziehung“ zwischen Menschen und Zwergen einst und heute erzählen.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Kreismuseum Zons - Schloßstraße 1 - 41541 Dormagen-Stadt Zons - Tel: 02133 - 5302-0
Internet: www.kreismuseumzons.de und: www.botanischer-garten-wuppertal.de
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