Bestsellerfressen

„Gibt es ein Leben nach vierzig?“ von Desiree Nick

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Leere Alditüten
 
„Gibt es ein Leben nach vierzig?“
von Desiree Nick
 
 
Liebe Leute!

Gibt es ein Leben nach vierzig? Keine Ahnung. Aber mal gucken:
„‚Immer wenn ich neue Schuhe trage, krieg ich Blasen’, sagte neulich meine Freundin Nuschi zu mir. Komisch, dachte ich. Bei mir ist es umgekehrt. Immer wenn ich
blase, krieg ich neue Schuhe.“


Gut. Das ist jetzt Geschmacksache. Wie man auch einen relativ langen Atem braucht, wenn man sich eine Litera­tur zu Gemüte führen will, in der auf jeder Seite und rund um die Uhr nicht nur „gefickt“, „gepoppt“, „gestochen“ und „geritten“, „gerammelt“, „gepimpert“, „getackert“ und „gebügelt“ wird, sondern auch „gestopft“, „gerutscht“, „geknattert“ und „genagelt“, „besprungen“, „gelöchert“, „gebrettert“ und „gevögelt“ wird.
Und nicht nur das.
Da werden im Sekundentakt „Eier geschaukelt“ und „Pizzamänner flachgelegt“, „halb­gare Schwänze und schlappe Nudeln in die Schlitze gesteckt“, während man im nächsten Augenblick erleben muß, daß „Muttis Möpse wie halbleere Alditüten zwi­schen den Knien baumeln“.
Hat man das grade verdaut, werden kurz mal eben „Reiterhosen abgesaugt“ und „Titten aufgeblasen“, nur damit „Papis alter Fickschlitten end­lich mal wieder einen reinkriegt.“
Madame Desiree Nick sagt:
„Um mein Leben zu ver­stehen, brauchen Sie nur einen Buch­staben in meinem Namen ändern.“ Yo! Da wär ich jetzt nicht drauf gekommen.
Daß Madame Nick des öfteren mit lästigen „Hefepilz­infektionen“ zu tun hat, verwundert mich da nicht so sehr. Als eher der Umstand, daß ich diese Hefepilze nicht allein schon beim Lesen abbekommen habe. Mit anderen Worten: Das Buch ist nicht schlecht. Jedenfalls nicht so schlecht, wie man es von einer RTL-Dschungelfunz erwarten darf.
Mir hängt zwar das unkaputtbare Comedy-Geseier über „guten Sex“, „schlechten Sex“, „geilen Sex“ und „coolen Sex“, „Swinger-Sex“ und „Hammer-Sex“, „Cellulite“, „super Sex“ und „super-geilen Sex“ meilenweit zum Hals heraus, und kann das alles wahrlich nur noch sehr schwer ertragen, aber ... Aber für ein Frauenbuch ist es phasenweise trotzdem recht ulkig. Und vor allem ernst gemeint. Und geschrieben von einer von vorne bis hinten durchemanzipierten Frau, also nicht von so was wie Alice Schwarzer, die nach 2 Minuten Gender-Diskurs mit Verona Feldbusch im Talkshow-Sessel rumhängt wie ein mümmelnder Marsmensch aus dem 19. Jahr­hundert von vor unserer Zeitrechnung.
Ich hätte mir nur etwas mehr Promi-Bashing a la Dieter Bohlen erhofft! Wer schon sein Blasinstrument so weit aufreißt und sich harmonisch, furcht- & fugenlos volles Rohr in die öffentliche deutsche Arschloch­gesellschaft einfügt, und somit was Sub­stantielles erzählen könnte, von dem möchte man mehr als alberne Anekdoten wie diese hier:
„Auf einem Presseball hat mir Marika Rökk mal an­vertraut, daß ihr Schamhaar schneeweiß geworden sei. In gewissem Licht soll das aussehen, als wenn Edmund Stoiber vor ihr kniet.“
Ich glaub's ja nicht.
Andererseits: Marietta Slomka und Frau Kardinal Meisner sind dagegen allemale die Hölle auf Erden.
Gute Nacht.

Feb. 2005