Trügerische Idyllen

Harry Luck – „Bamberger Hörnla“

von Frank Becker

Trügerische Idyllen
 
Harry Lucks schon im vergangenen Jahr erschienener Krimi „Bamberger Hörnla“, der die neue Heimat angemessen bereits über den Titel würdigt, führt ins wahrlich zauberhafte fränkische Bamberg. Durch E.T.A. Hoffmanns „Der goldene Topf“, die Karl May-Gesamtausgabe, den Reiter im Dom, das Rauchbier (am besten schmeckt das „Spezial“, unter Sommer-Bäumen auf dessen Keller genossen), das regionale Backwerk, das auch im jüngsten „Tatort“ Erwähnung fand und durch die weltberühmten Symphoniker ist die pittoreske Stadt weit über ihre Grenzen hinaus bekannt. 

Man möchte annehmen, daß in der Stadt an der Regnitz eitel Friede herrscht, so beschaulich, wie sie scheint – doch natürlich gibt es auch in Bamberg das Verbrechen, denn das Böse, wissen wir von der EAV „ist immer und überall“. Harry Luck hat es aufgespürt und mit viel Ironie zwischen Kettenbrücke und Amselfang in Szene gesetzt.
Die Solo-Fagottistin der weltberühmten Bamberger Symphoniker stirbt während eines Konzerts auf der Bühne der Konzerthalle. Vergiftet. Der nicht nur ein wenig spießige, geschiedene Hauptkommissar Horst Müller (Luck bindet ihm all das komische Spießertum seines heiteren Bestsellers „Wie spießig ist das denn?“ auf) ist unter den Zuschauern und findet im Spind des Opfers einen akkurat geköpften Gartenzwerg. Es wird nicht der einzige Mord bleiben, nicht das einzige Opfer aus dem Ensemble und vor allem nicht der einzige Gartenzwerg, der seinen Kopf verloren hat. Horst Müller seine pfiffige junge Kollegin Paulina Kowalska (mit guten Kontakten) tauchen in die Eifersüchteleien und Grabenkämpfe eines Orchesters ein und bekommen allerlei Rätsel zu lösen, z.B. das, wozu Instrumente außer zum Musizieren geeignet sind.
Daß Harry Luck dabei mit Witz die beliebte Krimi-Serie „Derrick“ zitiert, mit allerlei Klischees spielt, Filterkaffee, Stofftaschentücher, Fahrrad-Hosen-Klammern, sein altes Nokia-Mobiltelefon u.a.m. hochleben läßt, KHK Müller sich passend zum Thema um eine freigewordene Kleingarten-Parzelle bewerben läßt - und daß ihm dabei ausgerechnet Nora Bloch, die attraktive Konzertmeisterin der Bamberger Symphoniker Konkurrenz macht, läßt die langsam aber sicher zusammenlaufenden Erzählstränge umso unterhaltsamer werden. Auch beim Personal folgt Harry Luck mit einem frauenverschleißenden Dirigenten, einem kauzigen Gerichtsmediziner und der lesbischen Kripo-Chefin Veronica Stadel augenzwinkernd heutigen TV-Krimi-Vorgaben. Flotte Unterhaltung, die auf mehr Bamberg Appetit macht.
Der „Bamberger Fluch“ ist schon angekündigt. Im Juni im Buchhandel.
 
Harry Luck – „Bamberger Hörnla“
Franken Krimi
© 2015 Emons Verlag, 190 Seiten, Broschur, 13,5 x 20,5 cm, ISBN 978-3-95451-530-1
9,90 € [D] , 10,20 € [AT]
 
Weitere Informationen:  www.emons-verlag.dewww.harryluck.de