Voller Energie: Hubbard Street Dance Chicago

Umjubeltes Gastspiel in Remscheid

von Daniel Diekhans

Hubbard Street Dance Company - Solo-Echo

Tänzer bringen originelle Geschichten auf die Bühne
 
Voller Energie: Hubbard Street Dance Chicago gastierte in Remscheid
 
Der Tänzer auf der Bühne des Teo Otto Theaters taumelte, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Die Musik machte die Erschütterung hörbar. Ihr Maschinenrhythmus stotterte. Eine kühle Stimme aus dem Off schaltete sich ein: „This is a picture of you falling.” Der Tänzer schwankte noch stärker. „This is how you collapse!“
„A Picture of You Falling“ von Crystal Pite gab einer Lebenskrise intensiven Ausdruck. Doch am Ende rappelte sich der Mann wieder auf, stand und blickte zurück. Die Choreographin tanzte das Fünf-Minuten-Solo ursprünglich selbst. Inzwischen gehört es zum Repertoire der Hubbard Street Dance Chicago, einer der wichtigsten zeitgenössischen Tanzkompanien in den USA.
 
Beim Remscheider Auftritt präsentierte die Truppe auch Pites „Solo Echo“. Wie Schneeflocken flirrten Lichter und fesselten die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Zu ruhig atmender Cello-Musik von Brahms lösten sich Tänzer aus dem Dunkel, schlossen sich zum Kollektiv zusammen und strebten wieder auseinander.
William Forsythes „N.N.N.N.“ dagegen erreichte maximale Wirkung mit minimalem Aufwand. Die Bewegungssequenzen vibrierten vor Energie. Es gab keine Lichteffekte und der einzige Sound war das rhythmische Atmen der Tänzer. Die eigenen Arme und Beine wurden als Fremdobjekte behandelt, die man erst noch ausprobieren mußte. Viel leichter war es, mit einer kurzen Berührung den Körper des Kollegen zu steuern und zu modellieren. Wie Kinder, die mit Gliederpuppen spielen.
Hubbard Street Dance hatte mit „Waxing Moon“ sogar eine Liebesgeschichte im Gepäck. Unter der Mondscheibe ließ Robyn Mineko Williams einen Tänzer anfangs nur auf engem Raum agieren. Doch eine Tänzerin ermutigte ihn, die Grenze zu überschritten. Nebenbuhler stellten sich ihm in den Weg. Ohne Erfolg.
Ziemlich konventionell fiel der Beitrag von Alejandro Cerrudo, Hauschoreograph der Kompagnie, aus. In „Second to Last“ sah man fünf Paare in fast klassischer Manier tanzen. Doch dies zeigte die Originalität der vier anderen Choreographen nur umso deutlicher.
Den begeisterten Applaus des Publikums nahmen die jungen Tänzer dankbar lächelnd und noch ein wenig außer Atem entgegen.
 
Die Remscheider Reihe „Modern Dance“ wird fortgesetzt
Die Kunst des großen Choreographen John Neumeier kann man am 3. Juni im Konzerthaus Solingen (19.30 Uhr) und am 5. Juni im Teo Otto Theater (18 Uhr) erleben. Die Tänzer des Bundesjugendballetts werden von den Bergischen Symphonikern begleitet. Auf dem Programm: Musik von Bach bis Leonard Bernstein.
Weitere Informationen unter www.bundesjugendballett.de