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Tamar Halperin – „Satie“

von Frank Becker

Foto: Gregor Hohenberg - Graphik: Dirk Rudolph
Satie

Tamar Halperin
interpretiert Erik Satie


Als Freunde nach Erik Saties Tod im Jahr 1925 erstmals seit langer Zeit wieder seine Wohnung betraten, fanden sie neben zahllosen Regenschirmen (wer denkt da nicht gleich an René Magritte?) und einem chaotischen Durcheinander zwei aufeinandergestapelte Konzertflügel. Diese Beschreibung hat die Pianistin Tamar Halperin und den Produzenten Guy Sternberg zu einem Album inspiriert, das Bilder im Kopf inszeniert.

Sie zerlegten Saties Kompositionen in Einzelstimmen, Tamar Halperin spielte diese auf unterschiedlichen Instrumenten (Konzertflügel, Cembalo, Glockenspiel, Hammondorgel, Wurlitzer-Piano) ein und mit Hilfe eines Computers - hier kommt Guy Sternberg ins Spiel – wurden die so entstandenen Versatzstücke wieder „aufeinander gestapelt“. „Satie war weit mehr als der Archetyp des Minimalpianisten. Er hat als Komponist die Grenzen zwischen „klassischer Kunstmusik" und nicht-klassischen, populären Stilrichtungen verwischt und unterschiedlichste ästhetische Konzepte wie den Minimalismus, Dadaismus, Nonsens oder Surrealismus in die Musik eingeführt. Damit hat er selbst wiederum Spuren in unterschiedlichsten Künsten hinterlassen.“, heißt es im Pressetext zu dem außergewöhnlichen Album, das so entstanden ist. Vor allem aber war Satie der große Poet des Klaviers, ein Genie kompositorischer Gedankensplitter. Seine Gymnopédies und Gnossiennes, später gerne auch als Filmmusik benutzt, sind von unvergleichlichem Gefühlsreichtum und klarer Schönheit. Und genau das vermittelt Tamar Halperin mit den 18 ausgewählten delikaten Stücken aus Erik Saties Œuvre. Sie lotet jeden Gedanken, jeden raffinierten Einfall, jedes Mouvement zärtlich und voller Wärme bis in seine Tiefe aus – und wird damit der Idee Saties als Schwester im Geiste gerecht. Sie wird Satie.
 
Das Cover des Albums ist von Bildern Henri de Toulouse-Lautrecs inspiriert. Tamar Halperin wurde dazu von Gregor Hohenberg in einem Kostüm

Foto © Gregor Hohenberg
aus der Satie-Zeit fotografiert. Das Foto wurde schließlich Dirk Rudolph in ein Bild überführt, das mit Elementen von Toulouse-Lautrecs Ästhetik spielt – aber auch hier ist der Gedanke an René Magritte nicht fern. Erik Saties Geburtstag jährt sich am 17. Mai zum 150. Mal.
Ab morgen ist die CD im Handel. Mein Rat: versäumen Sie es nicht, sie zu kaufen. Sie wird Ihr Leben bereichern. Für uns ist sie die CD des Monats und wird mit dem Musenkuß ausgezeichnet.
 
Tamar Halperin – „Satie“
© + (P) Edel Germany / 2016 Berlin Classics
1 CD • 0300759NM - VÖ: 13.05.2016 – Produziert von Guy Sternberg
Tamar Halperin (Klavier, Cembalo, Glockenspiel, Hammond-Orgel, Wurlitzer, Elektronik)
 
Stücke:
1. Son Binocle from „Les trois valses distinguées du précieux dégoûté“ - 2. En plus from „Trois morceaux en forme de poire“ - 3. Gymnopédie #3 - 4. Pièces froides #1 from „Danses de travers“ - 5. Gnossienne #3 - 6. Gymnopédie #2 - 7. Gnossienne #6 - 8. Pièces froides #2 from „Danses de travers“ - 9. Gymnopédie #1 - 10. Songe-creux - 11. Gnossienne #5 - 12. Gnossienne #2 - 13. Désespoir agréable - 14. Gnossienne #1 - 15. Manière de commencement from „Trois morceaux en forme de poire“ - 16. Redite from „Trois morceaux en forme de poire“ - 17. Gnossienne #4 - 18. Choral #1
Gesamtzeit:  42:09
 
Weitere Informationen:  www.edel.com