Kalter Krieg

„Bauernopfer“ von Edward Zwick

von Renate Wagner

Bauernopfer
(Pawn Sacrifice - USA 2014)

Regie: Edward Zwick
Mit: Tobey Maguire, Liev Schreiber, Peter Sarsgaard, Michael Stuhlbarg u.a.

Zwei Meister spielen Schach, gut. Gegeneinander, wie auch anders. Aber sind es nur zwei Männer? Damals, als 1972 durchaus noch der „Kalte Krieg“ herrscht, stehen in Gestalt von Bobby Fisher und Boris Spassky einander auch Nationen gegenüber. Die USA und die UdSSR. Das macht die Geschichte einer legendären Auseinandersetzung, wo vordergründig ja gar nicht so viel passiert, zur unheimlich spannenden Kinostory, die Edward Zwick, Spezialist für den Thrill, in schöner Auslotung seiner Hauptdarsteller auf die Leinwand bringt.
Man nannte es das „Match des Jahrhunderts“, es war vielleicht das spannendste Schachspiel aller Zeiten (das natürlich aus vielen Runden bestand). Es fand an einem entlegenen Ort der Welt statt, in Islands Hauptstadt Reykjavik. Bis dahin waren die Russen die unangefochtenen Schachmeister der Welt. Nun gab es Bobby Fisher, damals 29 Jahre alt und ein Schachgenie, das alle verblüffte. Ihm stand der 35jährige Boris Vasilievich Spassky gegenüber, seit drei Jahren regierender Weltmeister. Beide nicht nur von ihren Nationen mit der Verpflichtung des Sieges belastet, sondern auch von ihren Geheimdiensten eskortiert. Eine prachtvolle Nervenschlacht – für die Außenstehenden, die mit Spannung zusahen.
 
Wer ein Genie ist, ist auch ein Star und wahrscheinlich halb verrückt. Anzunehmen, dass Bobby Fisher dies war, und diese Borderline-Figuren finden ja keinen besseren Interpreten als Tobey Maguire, der sich mit irrem Blick dauernd verfolgt fühlt (und zumindest teilweise damit recht hat), und dauernd neue Forderungen stellt, als ob er das ganze Unternehmen dieser Schach-Weltmeisterschaft damit platzen lassen möchte. So richtig sympathisch wird er wirklich nicht (und war es wohl auch nicht). Da ist Spassky schon gelassener, zerbricht sich den Kopf über seinen „spinnenden“ Gegner. Obwohl es auch in Liev Schreiber (er spricht übrigens Russisch) gelegentlich brodeln darf – so wie einst die Originale, stehen sich da die Schauspieler auf der Leinwand gegenüber, im Dauerclinch um die Vorherrschaft. Eingebettet ist dies in die ununterbrochene Reaktion der damaligen Medien auf alles, was da vorgeht.
Wir erleben klein Bobby auch in der Rückblende, ein einsames, unglückliches Kind mit ungeheuren mathematischen Fähigkeiten, der früh als Meister angesehen wird, dem Druck nicht standhält, aber dann zwei Leute findet, die ihn unterstützen (Michael Stuhlberg und Peter Sarsgaard als Anwalt und Priester wirbeln durch den Film, der ja auch Nebenfiguren braucht).
Bis man in Island ist, 12 Spiele gegen Weltmeister Spassky – und das macht dann den ganzen Film aus. Mit immer von der Regie hoch gestachelter Hysterie. Das einzige Pech ist, daß man halt aus der Geschichte weiß, wie es ausgeht. Für den „Krimi“, der in diesem Stück Biopic steckt, wäre es natürlich besser, man wüßte es nicht. Aber hätte er letztendlich nicht doch noch gewonnen, Bobby Fisher wäre nicht bis zu seinem Tod im Jahre 2008 und bis heute weltweit ein Begriff.
 
 
Renate Wagner