Günter Kupetz
Industrial Design der ersten Stunde Sie haben zu Hause eine unverwüstliche Chromagan-Butterdose von WMF (die mit eingelegten Holzgriffen und transparenter Haube) oder eine Chromagan- Vorlegeplatte, vielleicht auch als Kuriosum aus den 50ern aufgehoben einen Salzbrezelhalter aus Messing, dessen Griff mit einer roten Plastikschnur umwickelt ist? Sie erinnern sich, früher im Büro ein graugrünes AEG-Telefon (1960) benutzt zu haben (sie wissen schon, diese vorsintflutlichen Dinger mit Wählscheibe...), haben noch die Geschirrspülmittelflasche von „Pril“ (1962), „Clin“ oder „Lux“ vor Augen oder essen gar noch heute ihr Frühstücksei aus einem Melamin-Eierbecher mit passendem Löffel? Dann sind sie ganz nah dran am Thema der jüngsten Design-Ausstellung des Fachgebietes Kunst- und Designgeschichte der Universität Wuppertal, die heute Abend, 19.00 Uhr im Kolkmannhaus eröffnet wird.
Der Name steht für eine Zeit
Mit all dem genannten ist nämlich der Name Günter Kupetz verbunden, der Names des Mannes, der die zeitlosen Designs für Gebrauchsgegenstände aus dem Hause WMF in der Nachfolge seines Konkurrenten Wilhelm Wagenfeld geschaffen hat und dem die Ausstellung gewidmet ist. Letztenendes kennt jeder zumindest eines seiner Objekte, denn wer von den 70er Jahren an mal an einem heißen Tag eine Mineralwasserflasche genommen und seinen Durst vielleicht direkt aus der Flasche gelöscht hat, wird sich erinnern, oberhalb der „Taille“ der Flasche gläserne Perlen gefühlt zu haben, die das Prickeln und Sprudeln des erfrischenden Inhalts haptisch erfahrbar machten. Diese „Perlenflasche“ (1969), im Laufe der Zeit in Milliarden-Mengen für die Genossenschaft Deutscher Brunnen hergestellt, ist vielleicht die populärste Entwicklung Günter Kupetz´.
Am 20. November 1925 geboren, gehört der Designer Günter Kupetz zu den echten Handwerkern seiner Branche. Als Maurer ausgebildet, durch ein Architekturstudium mit den Grundsätzen von Maß und Form vertraut und als Schüler von Bernhard Heiliger mit der Bildhauerei eng verbunden, brachte er alle Voraussetzungen mit, als Industriedesigner der neuen Zeit den deutschen Stil der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit zu gestalten. Als Kollege von Wilhelm Wagenfeld bei WMF, der Württembergischen Metallwarenfabrik, leitete Kupetz ein Atelier dort. Von 1954 bis 1961 bestimmte Günter Kupetz die Stil-Entwicklung des im gehobenen Gebrauchsdesign führenden Unternehmens. Ihm kam es auf den praktischen Einsatzwert des Objekts an – die schöne Form war willkommener Nebeneffekt. Das war schon wegen des Anschaffungspreises, aber auch von Stil her „nichts für Lieschen Müller“, hatte aber Ewigkeitswert, wie man in der Ausstellung sieht.
Formgebung und Hochschularbeit 1959 gehörte Günter Kupetz zu den Gründern des Verbandes Deutscher Industriedesigner (VDID). Bis 1973 arbeitete er als freier Designer weiterhin für WMF. Auch das zylindrische braun-Consul Tischfeuerzeug von Dieter Rams ist eine Idee von Günter Kupetz.
Die Ausstellung ist vom 31.1.08 bis zum 27.4.08 zu besichtigen: Kolkmannhaus, Hofaue 51-55, 42103 Wuppertal. Weitere Informationen unter: www.fbf.uni-wuppertal.de, www.3sat.de und www.kunstmarkt.com |