Der Maler Joachim Ringelnatz

Bilder des in der NS-Zeit verfolgten Künstlers im Zentrum für verfolgte Künste

von Andreas Rehnolt/Red.

Joachim Ringelnatz - Der Messingberg © Joachim-Ringelnatz-Museum, Cuxhaven

Der Maler Joachim Ringelnatz
 
Bilder des in der NS-Zeit verfolgten Künstlers
sind im Gegensatz zu seinen Gedichten fast unbekannt
 
Solingen/Wuppertal - Das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen präsentiert ab dem 29. April in einer ersten umfassenden Werkschau den Maler Joachim Ringelnatz. Nach Angaben der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal “überstrahlt der Maler Ringelnatz den Dichter.“ Doch „wie ein böser Schatten“ liege die Aktion „Entartete Kunst“ der Nationalsozialisten noch immer auf den Bildern des Künstlers, so die Gesellschaft in der Ankündigung der bis zum 17. Juli angesetzten Ausstellung.
 
Die „Säuberungen“ der Nazis in den 1930er Jahren hätten bei dem Dichter (1883-1934) im Nachhinein keinen Schaden angerichtet. Dafür war er zu populär. Lesen konnte man Ringelnatz immer. Das komplexe malerische Werk dagegen existiere noch heute „nur im Verborgenen“ der Museumsdepots oder auch in einigen privaten Sammlungen, hieß es weiter. Viele Bilder des Mannes, der vor allem durch seine Gedichte um seine Kunstfigur „Kuttel Daddeldu“ bekannt ist, sind verschollen.
Um ihnen dennoch Raum zu geben, reiste der Kurator der Schau nach Berlin, um den Stiefsohn von Ringelnatz, Norbert Gescher-Ringelnatz, zu besuchen. Dort entdeckte man Alben mit Fotografien der Bilder von Ringelnatz. „Bei vielen der Ringelnatz-Bilder friert es einen“, erklärte Museumsleiter Rolf Jessewitsch seine ersten Eindrücke. Es zeige sich die Seite eines Mannes, der extrem unter dem NS-Terror gelitten habe.
Nun kehrt der Maler mit der ersten umfassenden Werkschau zurück. Das Leben des Dichters schräger Reime (u.a. „War einmal ein Bumerang“) spiegele das Elend, aber auch den Glanz der deutschen Vergangenheit wieder. Der Bürgersohn flog von dem Gymnasium, weil er sich, von Samoanerinnen auf einer Völkerschau fasziniert, tätowieren ließ. Als Seemann fuhr er um die Welt. In München lernte er die Bohème kennen und schrieb dort seine ersten Gedichte.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Ringelnatz ein berühmter Mann. Bei seinen wilden Bühnenshows im Matrosenkleid trank, sang und brüllte er und zertrümmerte auch schon mal Stühle. Seine Jugend verlebte er in der Kaiserzeit. Den Ersten Weltkrieg verbrachte er an der Front. Danach führte er „ein  unglaublich reiches und kompromißloses Künstlerleben“, was ihn schließlich zum Zusammenprall mit den Nationalsozialisten brachte.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr ganzjährig geöffnet.
Kontakt: Kunstmuseum Solingen - Wuppertaler Str. 160 - 42653 Solingen-Gräfrath - Tel: 0212 - 25814-0