„Das eine Bild kommt immer aus dem anderen“

Markus Lüpertz wird am 25. April 75 Jahre alt

von Andreas Rehnolt

„Das eine Bild kommt immer aus dem anderen“
 
Der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz wird am 25. April 75 Jahre alt - Der Jubilar liebt nach wie vor die Selbstdarstellung und betreibt mit Lust den eigenen Genie-Kult
 
„Das eine Bild kommt immer aus dem anderen. Die Arbeit in ihrem Scheitern bringt das nächste Werk hervor“, sagt der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz, der am 25. April seinen 75. Geburtstag feiern wird. Dadurch, daß der Künstler immer nach dem Besonderen und Perfekten strebe, sei das Scheitern seiner Kunst vorprogrammiert und er somit „auch dazu verdammt, Kunst zu machen. Das ist sozusagen ein Fluch“. Der grauhaarige Lüpertz mit breitkrempigem Hut, Gehstock und schwarzem Jackett gibt sich kurz vor seinem 75. Wiegenfest wie schon zuvor verliebt in sich selbst und den von ihm betriebenen Genie-Kult.
Zugleich sagte er vor wenigen Wochen bei einer Pressekonferenz anläßlich der Ausstellungseröffnung „Kunst, die im Wege steht“ im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) in Duisburg (bis zum 29. Mai), er selbst habe das ihm angehängte Wort „Malerfürst“ nicht erfunden habe. Er finde diese Zuschreibung vielmehr „widerlich“. Zugleich betonte der Jubilar allerdings mit einem selbstverliebten Lächeln, er habe nun mal eben halt einen „Hang zu guten Klamotten.“ Zu seinem 70. Geburtstag war er noch ein Stück eitler. Damals sagte er: „Der Künstler ist das Beste, Schönste und Großartigste, was die Gesellschaft hat.“
 
An dem 1941 in Reichenberg im damaligen Böhmen geborenen Lüpertz scheiden sich die Geister. Auch die der Kunstbesessenen. Seine großen Gesten und nicht zuletzt sein von ihm selbst betriebener Personenkult machten ihn berühmt und berüchtigt, auch schon in den 21 Jahren, die er als Rektor der renommierten und in aller Welt bekannten Düsseldorfer Kunstakademie vorstand. Vor allem seine als Kunst im öffentlichen Raum plazierten Skulpturen sind für nicht wenige eine Zumutung. In Salzburg etwa hatte man seine Mozart-Statue beschmiert und verschrien.
In Bonn steht seit ein paar Jahren seine Beethoven-Skulptur, zu der ein Bonner Beethoven-Fan bekannte: „Was Lüpertz da produziert hat, ist weder Kunst, noch Quatsch, sondern eine Straftat wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“. Ein anderer kritisierte das von der Stiftung für Kunst und Kultur finanzierte Kunstwerk schlicht und einfach als eine Figur für „Kneethoven statt für Beethoven“. Dennoch ist sich der Direktor des Duisburger MKM-Museums, Walter Smerling sicher: „Wenn die Statue nicht mehr in Bonn stehen würde, gäbe es einen Sturm der Entrüstung.“
 
Seit 2009 ist Lüpertz „nur“ noch Künstler. Als vor rund sechs Jahren seine für die St. Andreas-Kirche in Köln geschaffenen Kirchenfenster eingeweiht wurden, bekam der Künstler vom damaligen Kardinal Joachim Meisner höchstes Lob. Der Kirchenmann, der auch für seine kunstkritischen und manchmal -scheltenden Worte bekannt war, sagte damals angesichts der Fenster: „Das heilige Köln ist nun um ein Heiligtum reicher“. Gleichzeitig dankte Meisner dem Künstler dafür, daß er „uns die Welt Gottes und damit die Ewigkeit durch seine Fenster berühren läßt.“
Lüpertz zählt zu den wichtigsten deutschen Malern des 20. Jahrhunderts und wird nicht zuletzt wegen der starken Farbigkeit seiner Werke den „Neuen Wilden“ zugerechnet. Früh übersiedelte er mit seinen Eltern nach Westdeutschland, wo er zunächst in Krefeld und danach in Düsseldorf an der Kunstakademie studierte. Lüpertz hat sich nach Angaben von Experten immer mit verschiedenen Techniken auseinandergesetzt. Neben der Malerei und den Skulpturen hat er auch mehrfach Bühnenbilder für Theater und Opernhäuser geschaffen. Gleichzeitig schreibt der Künstler auch Gedichte, schuf Wandbilder und musiziert.
Schon lange vor den Kirchenfenstern für St. Andreas in Köln entwarf der Künstler 1989 fünfzehn Kirchenfenster für den Chor der gotischen Kathedrale im französischen Nevers. Über Kirchenfenster sagt der zum katholischen Glauben konvertierte Künstler, der sich selbst als „bibelfest“ bezeichnet, sie seien für ihn „ein Tor zum Himmel“. Kurz vor seinem 75. Geburtstag wird im Deutschen Glasmalereimuseum in Linnich in Nordrhein-Westfalen eine Ausstellung eröffnet, die Lüpertz als Glasmaler zeigt.
Der Titel der bis zum 18. Dezember geplanten Schau lautet „ Ein Geschenk für das Rheinland“. In vielen Gotteshäusern ist Lüpertz mit seinen Fenstern vertreten. Etwa in der Lübecker Marienkirche, in der Krankenhauskapelle St. Marin in Koblenz oder auch in der kleinen Dorfkirche in Gütz bei Halle. Lüpertz, der zugibt, gerne gut gekleidet zu erscheinen, bekannte vor wenigen Tagen: „Das Malen ist für mich wie Luftholen. Ich brauche es täglich. Insofern bin ich ein Maler, der auch Skulpturen schafft.“
 
Anläßlich der Duisburger Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog mit dem Titel „Lüpertz - Kunst die im Wege steht“ erschienen.
© 2016 Wienand Verlag, 120 Seiten, 82 farbige Abb., Klappenbroschur, 24 x 29cm - ISBN 978-3-86832-311-5
29,80 €