Erinnerungen an Dave Brubeck

Sabine Kühlich & Laia Genc – „In Your Own Sweet Way“

von Frank Becker

Inspirierte Annäherung
 
Es gibt im Jazz immer mal wieder glückliche Liaisons, wenn sich ausgewiesene Spezialisten zu einem Ensemble zusammenfinden. Die „Lines for Ladies“, eine rein weibliche Formation, sind ein solcher Treffer, und die Essenz daraus ist wiederum das Duo Sabine Kühlich / Laja Genç, dessen Dave-Brubeck-Projekt „In Your Own Sweet Way“ am 8. April auf den Markt kommen wird. Ein Tribut an den großen Jazz-Pianisten nennen sie es  - es ist aber ebenso eine Verneigung vor dem einzigartigen Paul Desmond. Wir hatten bereits Gelegenheit, das Album und einige Kostproben vor wenigen Tagen daraus live bei der Programm-Präsentation der Hildener Jazztage 2016 (24.-29. Mai) zu hören.

Mit neun Stücken von Dave Brubeck (1920-2012), zweien seines Altsaxophon-Kollegen Paul Desmond (1924-1977) - darunter das legendäre „Take Five“ das Brubeck weltweite Popularität einbrachte und fälschlich immer noch oft ihm zugeschrieben wird - und je einem von Harline Leigh (When You Wish Upon A Star), Johnny Mandel (Emily), Sabine Kühlich und Laia Genç nähern sich die beiden hervorragenden Jazzerinnen mit großer Delikatesse, aber keineswegs schüchtern dem Phänomen Brubeck. „Dave Brubeck war einer meiner ersten und prägendsten Einflüsse“, erinnert sich Sabine Kühlich an ihre Teenager-Zeit – und das teile ich mit ihr, denn die Single mit „Take Five“ / „Blue Rondo á la Turk“ war meine allererste Jazzplatte, mein Lieblingsonkel schenkte sie mir zum Einstieg ins Jazz-Hören. Laia Genç näherte sich Brubeck schrittweise an, über „In Your Own Sweet Way“ oder „Blue Rondo A La Turk“. Genç: „Ich erinnere mich, daß mich das total von den Socken gehauen hat.“
Wer nun erwarten sollte, daß das Duo Kühlich/Genç Brubeck kopiert, „nachspielt“, lernt schnell, daß die beiden sich mit ihrem Tribut zwar vor dem großen Künstler verneigen, sehr wohl aber ihren eigenen Weg zur Interpretation seiner Kompositionen gefunden haben. So unterlegt Laia Genç „Take Five“ Bossa-angelehnt mit den Klavier-Akkorden Lalo Schifrins zu A.C. Jobims „The Wave“, die sie ebenso wie gedämpft angerissene Saiten wirkungsvoll einsetzt. Brubeck „original“ hört man jedoch notengenau im Intro von „Blue Rondo á la Turk“ und zwischen den frechen Improvisationen, die Sabine Kühlich scattend begleitet. Ihre unerhört variable Stimme der originellen Vokal-Beiträge geben einigen der Stücke den besonderen „Kick“, aber ist es auch sie, die bei „Strange Meadow Lark“ und „Emily“ so zauberhaft pfeift?
Das Album ist eine inspirierte Annäherung an die Altmeister Brubeck und Desmond, wenn auch die eine oder andere Textfassung nicht hätte sein müssen - aber da denkt sicher manch einer anders.


v.l.: Laia Genc, Sabine Kühlich - Foto © Frank Becker
 
Am 26. Mai spielen Sabine Kühlich und Laia Genc, die„Lines for Ladies“ (zusammen mit Anne Czichowsky, Sheila Jordan, Kristin Korb), bei den Hildener Jazztagen (www.hildener-jazztage.de/)
 
Sabine Kühlich & Laia Genc – „In Your Own Sweet Way“
(A Tribute to the great Dave Brubeck)
© 2016 Double Moon Records
 
Sabine Kühlich (as, voc) – Laia Genc (p)
Titel:
1. When You Wish Upon A Star – 2. I´s A Raggy Waltz – 3. Three To Get Ready – 4. Strange Meadowlark – 5. Those Clouds Are Heavy, You Dig – 6. Take Five – 7. In Your Own Sweet Way – 8. Koto Song – 9. Sweet Slumber – 10. Blue Rondo A La Turk – 11. Emily – 12. Unsquare Dance – 13. Blessed Are The Poor – 14. For Mara (Laia Genc) – 15. The Message (Sabine Kühlich) – 16. Outro: When You Wish Upon A Star (Spieldose)
Gesamtzeit:  1:08:13