Es war nicht lustig, damals in Hollywood.

„Trumbo“ von Jay Roach

von Renate Wagner

Trumbo
(USA 2015)

Regie: Jay Roach
Mit: Bryan Cranston, Helen Mirren, Diane Lane, John Goodman, Christian Berkel u.a.
 
Eben erst haben die Coen-Brüder in „Hail, Caesar!“ auf das Hollywood der Fünfziger Jahre zurückgeblickt und es unglaublich lustig gefunden. Ganz so war es wohl nicht – nicht für jene, die in der Kommunisten-Hatz von Senator Joseph McCarthy vor das Komitee für „unamerikanische Umtriebe“ geladen wurden und unter dem Verdacht, Sowjet-Sympathisanten zu sein, ihre Existenz verloren. So wie Drehbuchautor Dalton Trumbo, der tatsächlich Mitglied der Kommunistischen Partei war – und die Hetze nur mit einigem Glück (und seinem Talent und ein paar wenigen Freunden) aussitzen konnte.
 
Nun muß man allerdings so weit historisch denken, um einzuräumen, daß die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihren einstigen „Verbündeten“, den Sowjets, spinnefeind waren – und ja auch nicht Unrecht hatten, daß diese ihr Land ebenso unterminieren wollten, wie sie selbst es gern mit der Sowjetunion getan hätten. Daß man ausgerechnet in Hollywood, wo sich Ideologie so leicht verpacken ließ, keine Kommunisten sitzen haben wollte, war einzusehen (wir entfernen ja auch Leute wie Sarazzin wegen unerwünschter Meinungen aus ihren Jobs – seien wir ehrlich, das ist nichts anderes).
Doch am Fall Trumbo läßt sich vieles aufzeigen, was in einer Welt des Meinungsterrors so passiert, wie sich Menschen unter Druck verhalten – wer hält offen zu einem Verfemten, wer zieht sich lieber feige zurück, wer ändert laufend seine Meinung, so wie es gerade opportun ist (und wird am Ende sogar zum Verleumder und Denunzianten von Freunden), wo kommen ehrliche Ratschläge her und wo wird blanker Druck ausgeübt, was muß die Familie erleiden, wie überlebt man, wenn man auf einer „schwarzen Liste“ steht?
Durchaus eine aktuelle Geschichte, von Regisseur Jay Roach klug erzählt, wenn auch die Reaktionären (geführt von einer gloriosen Helen Mirren in der Rolle von Klatschtante Hedda Hopper) eher als die Dümmlichen erscheinen und die anderen als die „Guten“ und die „Klugen“. So ganz richtig ausdifferenziert erscheint die Geschichte nicht immer, wenngleich durch das Hineinmontieren historischer Szenen, sowohl von Filmen wie von McCarthy-Verhören, ein Gefühl der Authentizität erzeugt wird.
 
Aber Bryan Cranston (eigentlich ein TV-Star, etwa aus der düsteren Serie „Breaking Bad“, hier „Oscar“-nominiert und gegen DiCaprio unterlegen) spielt den grimmigen Trumbo mit hoher Überzeugungskraft – der Mann, der als Kommunist ein seltsamer Idealist ist, als Pragmatiker klug genug, sich über Wasser zu halten, indem er für andere Drehbuchautoren Filme schrieb (und dann etwa den „Oscar“ für „Ein Herz und eine Krone“ natürlich nicht kassieren durfte, denn offiziell hatte er das Skript ja nicht verfaßt). Tatsächlich war es Kirk Douglas, der, als die Meinung nach und nach umschwang und er für „Spartacus“ Qualität benötigte, Trumbo wieder aus der Versenkung hervorholte.
Viele „echte“ Promis von damals treten in mehr oder minder guter Verkörperung auf (köstlich ist Christian Berkel als Otto Preminger, der ein Drehbuch für „Exodus“ brauchte), es darf gelegentlich auch geschmunzelt werden, aber eines ist klar: Nein, es war nicht lustig, damals in Hollywood.
 
 
Renate Wagner