Vom Umgang mit einem historischen Baudenkmal

Ein offener Brief

von Florian Balzer und anderen

Der Elberfelder Bahnhof Döppersberg (jetzt Hauptbahnhof Wuppertal) um 1850

 

OFFENER  BRIEF
VON  WUPPERTALER  BÜRGERN
 
 
Adressaten:
♦ Oberbürgermeister Andreas Mucke
♦ Rat und Stadtverwaltung der Stadt Wuppertal
♦ Dezernent für Bürgerbeteiligung Panagiotis Paschalis
 
Wuppertal, den 2.03.2016
 
Historisches Bahnhofsgebäude Döppersberg
Gestaltung der Fassade nach historischem Vorbild mit Rundbögen
 
 
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
 
die zukünftige Gestaltung der Fassade des historischen Bahnhofsgebäudes steht weiterhin im Zentrum der öffentlichen Diskussion und im Interesse des Kreises der für den Denkmalschutz engagierten Bürger.
 
Das klassizistische Bahnhofsgebäude von 1848 ist ein architekturhistorisches Juwel von her­ausragender Bedeutung und ein Zeugnis für die Wirtschaftsgeschichte der Stadt. Der Bahnhof ist der älteste noch genutzte Großstadtbahn­hof in Deutschland, dessen ursprüngliche Architektur zum großen Teil noch erhalten ist. Gemeinsam mit dem ehemaligen Direktionsgebäude bildet das Baudenkmal ein einmaliges Ensemble am Döppersberg, welches entscheidend zur Identität unserer Stadt beiträgt.
 
Der bisherige Beschluß des Stadtrates von 2007 sieht im Erdgeschoß anstelle der Rundbogenfenster rechteckige Fenster vor und verzichtet darüber hinaus auf weitere wichtige Gestaltungs­ele­mente der historischen Fassade.
Der mit dem ersten Preis versehene Wettbewerbsentwurf für den Umbau Döppersberg sah dagegen eine Gestaltung mit Rundbogenfenstern vor. Die Bezirksvertretung Elberfeld und - nach der Freilegung von Originalrund­bögen im Erdgeschoß - auch die Untere und Obere Denkmalbehörde stimmen einer weitgehenden Rekonstruktion nach his­­to­rischem Vorbild zu. Der neue Oberbürgermeister hat sich vor der Wahl in der Stadtzeitung eindeutig für die Rundbögen ausgesprochen.
 
Das Erdgeschoß muss ohnehin aufwendig wiederhergestellt werden. Die von sachkundigen Bür­gern ermittelten Mehrkosten sind gegenüber den Gesamtkosten von 140 Mio Euro nur ein geringer Teilbetrag; sogar eine erste Spendenzusage über 20.000 € liegt bereits vor.
Die Deutsche Bahn als Eigentümerin muß für das Vorhaben gewonnen und auf das Allein­stellungs­­merkmal ihres Gebäudes hingewiesen werden. Die Stadt und die Bahn werden von der historischen Wiederherstellung der Bahnhofsfassade nur profitieren!
 
Wir sehen im Sinne des unten angefügten Zitates von Johannes Rau auch eine Verpflichtung zur Wiederherstellung und zum Erhalt dieses unverwechselbaren Gebäudes für zukünftige Generationen.
 
Als Wuppertaler Bürger appellieren wir an den Oberbürgermeister, an den Rat der Stadt Wuppertal und an den Dezernenten für Bürgerbeteiligung, einen neuen Beschluss für die überzeugende denkmalgerechte Lösung nach historischem Vorbild herbeizuführen.
 
 

So wünscht sich die Initiative Bahnhof Döppersberg die Rekonstruktion des historischen Gebäudes...


... und so sieht der Plan der Stadt aus.


„In Zeiten einer Flexibilisierung, die viele zu entwurzeln droht,
schafft Denkmalpflege Heimat, sie schafft Verbundenheit und Identität. (...).
Denkmalpflege öffnet die Augen für das Erbe
und das Unverwechselbare unserer Kultur.“
                               Johannes Rau 2003
 









Sie haben vielleicht die Diskussion über die Bahnhofsfassade in der Presse verfolgen können.
Weiterhin ist weiterhin ist die Stadtspitze uneinsichtig und lehnt eine Sanierung der Bahnhofsfassade nach dem historischen Vorbild ab. Sämtliche Argumente der Stadt gegen dieses Vorgehen sind nur Scheinargumente. An anderer Stelle des Döppersbergprojektes können viel größere Veränderungen vorgenommen werden. Dafür werden Ressourcen zur Verfügung gestellt. Bei diesem wichtigen Gebäude soll dies nicht möglich sein?
Uns, der „Initiative Baudenkmal Döppersberg“ ist es gelungen, gesellschaftlich relevante Gruppen und Personen aus der Bürgerschaft zu gewinnen, einen Offenen Brief mit zu unterzeichnen.
Deshalb wenden wir uns auch an Sie, mit der Frage, ob Sie uns als Unterzeichner unterstützen können.
Dieser Brief ist wichtig im Vorfeld der nächsten Ratssitzung am kommenden Montag, den 7.03.2016. Dann steht das Thema erneut auf der Tagesordnung und zur Abstimmung.

 


Der offene Brief ist unterzeichnet von:
Dr. Florian Baltzer, Dr. Udo Hindrichs, Prof. Will Baltzer, Prof. Dr. Hermann J. Mahlberg, Dirk Fischer, Dr. Hella Nußbaum,
Dr. Johannes Vesper u.v.a.m.