Heinz Mack

Der „Poet der Farbe“ wird 85 Jahre

von Andreas Rehnolt

Foto: www.museum-kueppersmuehle.de/

Der „Poet der Farbe“ wird 85 Jahre
 
Für den Bildhauer und Maler Heinz Mack gehören Licht, Raum, Farbe,
Bewegung und Struktur zu den zentralen Themen seiner Kunst
 
Mönchengladbach - „Ich wollte das Paradies auf Erden schon zu Lebzeiten betreten - zumindest den Vorgarten. Warum sollte das nicht möglich sein, es gibt ja schließlich auch die Vorhölle auf Erden.“ So erklärte der Bildhauer und Maler Heinz Mack, der am 8. März seinen 85. Geburtstag feiert, einmal die Frage nach der Inspiration seiner von Licht und Farbe durchdrungenen künstlerischen Arbeit. Mack, der 1931 im hessischen Lollar geboren wurde, lebt und arbeitet seit Jahrzehnten im nordrhein-westfälischen Mönchengladbach und auf der spanischen Insel Ibiza. Kunstfreunden gilt er wegen seiner Liebe für die von Licht erfüllte Malerei als „Poet der Farbe“.
 
Der Pionier der Licht- und Kinetik-Kunst ist international vor allem durch architektonische und skulpturale Werke im öffentlichen Raum bekannt. Er war 1957 zusammen mit dem Künstler Otto Piene in Düsseldorf Gründer der international einflußreichen Avantgarde-Gruppe Zero, der 1961 auch Günther Uecker beitrat. Mack selbst sagte kürzlich bei der Eröffnung einer großen Ausstellung seiner Werke in Duisburg, er arbeite „nach wie vor täglich“ und brauche „noch keine Pausen“ zu machen. Gleichzeitig betonte der Künstler, er lege Wert darauf, „auch heute noch alles selbst zu machen.“
Egal, ob er mit Holz, Steinen, Kunststoff, Metall, Keramik oder Leinwand arbeitet: „Ich bin Handwerker. Die Hände sind das wichtigste Werkzeug“, betont Mack und ergänzt im Gespräch, er sei „immer fleißig gewesen“. Insgesamt hat er nach seinen eigenen Worten in seinem jahrzehntelangen Schaffen gut 300 Einzelausstellungen in aller Welt gemacht und unzählige Ausstellungsbeteiligungen. Zu Zero-Zeiten schufen die damals jungen Künstler mit innovativen, auch elektronischen Techniken moderne dynamische Werke, die mit den traditionellen Vorstellungen von Kunst brechen wollten und brachen.
 
Von 1950 an studierte Mack an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie und zeitgleich in Köln Philosophie. Beide Studiengänge schloß er 1956 mit dem Staatsexamen in Kunsterziehung und Philosophie ab. Seine künstlerischen Vorstellungen setzte der mehrmalige documenta-Teilnehmer nach 1961 mit groß angelegten Skulpturen im öffentlichen Raum um. Um 1960 entstanden dann auch erste sogenannte Rotoren, bei denen mit Reliefstrukturen versehene Elemente mittels Motoren bewegt werden.
Unvergessen sind auch die Arbeits- und Film-Expeditionen von Mack in die algerische Wüste und in die Arktis in den 1960'er und 1970'er Jahren, wo er künstlerische utopische Naturraum-Projekte inszenierte, die den Dialog von Natur und Kunst, Raum und Zeit thematisierten. Er betont bis heute, daß „alles, was ich in der Wüste und in der Arktis getan habe, deren Unberührtheit nicht verletzt, sondern bestätigt“ habe. Ab 1963 wandte sich Mack vollständig von der Malerei ab und widmete sich ausschließlich der Bildhauerei. Für den Direktor des MKM Museum Küppersmühle in Duisburg, Walter Smerling, ist „die Aktualität von Heinz Mack ungebrochen“.
 
Seit etwa 1991 entstehen auch wieder großformatige, farbintensive Gemälde des Künstlers, die dieser selbst als „Chromatische Konstellationen“ bezeichnet. In strahlender Farbigkeit und durch einen flirrenden Farbauftrag scheinen die Bilder von innen her zu strahlen und vermitteln Kraft und Dynamik. „Sicher spielt es eine Rolle, daß der Künstler über längere Zeit des Jahres auf Ibiza lebt - seine Bilder vermitteln das Licht, die Sonne, Energie und Wärme der Insel“, sagte Eva Müller-Remmert, die Kuratorin der Ende Januar in Duisburg zu Ende gegangenen Mack-Ausstellung „Apollo in meinem Atelier“.
2014 realisierte Mack die Installation „The Sky Over Nine Columns“ auf der kleinen Insel San Giorgio Maggiore in Venedig. Die Pfeiler sind jeweils sieben Meter hoch und mit mehr als 850.000 goldenen Mosaiksteinen bedeckt. Nach Venedig wurde dieses Werk in Istanbul gezeigt, 2016 soll es in Chicago zu sehen sein. Ebenfalls 2014 eröffnete eine bedeutende Zero-Ausstellung im Guggenheim Museum in New York, die mehr als 250.000 Besucher anzog. Bei der Eröffnung waren Mack, Uecker und auch Piene dabei. Otto Piene starb wenig später.
Die Zero-Schau wurde im vergangenen Jahr in Berlin und danach in Amsterdam präsentiert. Und Mack ist auch mit 85 Jahren immer noch voller künstlerischer Schaffenskraft. „Ich möchte, so lange ich lebe, noch einen großen Teil meiner Ideen realisieren, die mich belagern“, betonte der vielfach mit Preisen geehrte Künstler kürzlich in einem Gespräch.