Johan Simons ab der Spielzeit 2018/2019 neuer Schauspielintendant in Bochum

Nach dem Ausscheiden von Anselm Weber 2017 wird es für ein Jahr einen Interimsintendanten geben

von Andreas Rehnolt

v.l.: Johan Simons, Michael Townsend - Foto: Theater Bochum

Johan Simons ab der Spielzeit 2018/2019
neuer Schauspielintendant in Bochum
 
Nach dem Ausscheiden von Anselm Weber 2017
wird es für ein Jahr einen Interimsintendanten geben
 
Bochum - Der niederländische Theatermacher Johan Simons ist am Freitag vom Verwaltungsrat des Schauspielhauses Bochum einstimmig zum neuen Intendanten der renommierten Revierbühne gewählt worden. Simons (69) wird sein Amt allerdings erst zur Spielzeit 2018/2019 antreten, da er zunächst noch amtierender Intendant des internationalen Kulturfestivals Ruhrtriennale ist und zudem auch noch Theaterverpflichtungen in Gent und in Rotterdam wahrzunehmen hat, hieß es gestern nach der Wahl.
Die Neuwahl wurde erforderlich, weil der bisherige Amtsinhaber Anselm Weber (52) bereits vor gut 9 Monaten angekündigt hatte, zur Spielzeit 2017/18 ans Schauspiel nach Frankfurt/Main wechseln zu wollen. In der einjährigen Übergangszeit soll nach Angaben des Bochumer Kulturdezernenten Michael Townsend Dramaturg Olaf Kröck die traditionsreiche Bochumer Bühne als Interimsintendant führen. Anschließend will Simons das Theater an der Königsallee in ein „Haus der Kulturen“ verwandeln, wie er gestern ankündigte. Dafür plant er Kooperationen unter anderem mit Gent und Rotterdam. Der kommende Intendant möchte das Theater in der Revierstadt zum Vorreiter eines länderübergreifenden, neuen europäischen Theaters machen.
 
Es soll ein Theater mit nationaler und internationaler Ausstrahlung werden und Partner eines neuen Theaternetzwerkes, das zwischen Bochum, dem NT Gent und dem sich in Gründung befindenden Theater Rotterdam entstehen soll. So könnten große Produktionen mit internationaler Strahlkraft gemeinsam realisiert und Ressourcen gebündelt werden, die anders – und auch anderswo – nicht möglich wären, so der Theatermann. Zudem böte sich eine Drei-Länder-Plattform auch für junge Theatermacherinnen und Theatermacher, Mitarbeiteraustausche und kreative Netzwerke der Kulturen. Bochum wird bei aller internationalen Ausrichtung jedoch das Zentrum von Simons´ künstlerischem Schaffen sein, betonte der kommende neue Mann.
Gleichzeitig begreift Simons das Ensemble als Kern des Theaters und will einige der besten deutschsprachigen Schauspielerinnen und Schauspieler an das Bochumer Schauspielhaus binden. Es soll einen Spielplan haben, der ein starkes Repertoire aufweist aus großen, wichtigen Stoffen, politisch relevanten Themen, aber auch kleineren experimentellen Formaten. Das Schauspielhaus soll ein kreatives Theaterhaus sein mit großer künstlerischer Freiheit, dessen Vorstellungen das Publikum berühren, herausfordern und inspirieren sollen und das sich öffnet für andere Kompanien, für weitere Kunstformen und für multidisziplinäre Produktionen. Als festen Bestandteil möchte Simons auch die Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Partnern im Ruhrgebiet nutzen und etablieren, allen voran mit den Bochumer Symphonikern.

Simons: „In meiner Vorstellung ist das Schauspielhaus Bochum ein Theater ohne Grenzen. Ein Theater, das im Zentrum des neuen Europas die Welt einlädt und sie mit gestalten will. Ein Theater, das Kunst als Motor für Veränderungen begreift. Ein Ort für das Ruhrgebiet, für Arme und Reiche, für Jung und Alt, für Weiße und Schwarze, für Christen, Muslime und Ungläubige, alte Europäer und neue Deutsche, Immi- und Emigranten, für 140 Sprachen und noch mehr Möglichkeiten. Ein Haus für Schauspiel, Literatur, Musik, Tanz und Kunst. Ein Haus ohne Grenzen. Ein Haus der Kulturen.“  Der scheidende Intendant Anselm Weber hat sich bereit erklärt, für eine Übergangslösung in der Interimssaison 2017/18 unterstützend zur Verfügung zu stehen.
Der 1946 im niederländischen Heerjansdam geborene Simons gilt als Theatermacher mit Europa-Format. Vor der Übernahme der Ruhrtriennale-Intendanz hatte er seit 2010 fünf sehr erfolgreiche Jahre als Intendant der Münchner Kammerspiele mit zahlreichen grandiosen Inszenierungen, was 2013 dazu führte, daß die Kritiker der renommierten Zeitschrift „Theater heute“ die Kammerspiele zum „Theater des Jahres“ wählten. Und noch eines spricht für Simons. Er mag genre-übergreifende Inszenierungen und ist nicht auf reines Sprechtheater fixiert.
 
Der 69-jährige Niederländer ist als Regisseur vielfach mit Theaterpreisen ausgezeichnet worden. Der mit der Schauspielerin Elsie de Brauw verheiratete Simons lebt im gelderländischen Varik, hat als Ruhrtriennale-Chef allerdings auch schon eine Wohnung in Gelsenkirchen. Der Theatermacher inszenierte unter anderem mit seiner Truppe Hollandia ab den 1980er Jahren Stücke in der holländischen Provinz in Fabrikhallen, Ställen oder Kirchen. Später war er Leiter des flämischen Stadttheaters in Gent. Simons hat an vielen Bühnen in Deutschland und auch in NRW bereits Erfahrungen als Regisseur gesammelt.
Amtsvorgänger Anselm Weber hat in seiner Bochumer Zeit als Intendant vor allem Stadtprojekte gestartet und die Zusammenarbeit mit der Freien Theaterszene gesucht. Bundesweit wurden die Inszenierungen des ehemals unter den Intendanten Peter Zadeck, Claus Peymann oder Frank-Patrick Steckel legendären Bochumer Schauspielhauses in Webers Amtszeit aber nur selten wahrgenommen.