Das Tanztheater Wuppertal blickt in die Zukunft

Adolphe Binder übernimmt ab Mai 2017 die Intendanz

von Jürgen Kasten

Foto © Joakim Roos

Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch blickt in die Zukunft
 
Es herrschte großes mediales Interesse, denn das Tanztheater Wuppertal lud am 1. Februar zu einer Pressekonferenz, auf der die Zukunft des Tanztheaters vorgestellt werden sollte. Und diese Zukunft heißt Adolphe Binder. Lächelnd saß die renommierte Kulturmanagerin inmitten der hochkarätigen Podiumsteilnehmer - auch Ministerin und Oberbürgermeister hatten es sich nicht nehmen lassen - im Foyer des alten Schauspielhauses, in dem nun das internationale Tanzzentrum Pina Bausch angesiedelt werden soll.
 
Christina Kampmann, Kulturministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, war sich sicher, daß mit Adolphe Binder „eine international renommierte Persönlichkeit des zeitgenössischen Tanzes nach Nordrhein-Westfalen kommt, die das Ensemble des Tanztheaters auf hohem Niveau weiterentwickelt und in die Zukunft führt.“
Oberstadtdirektor Dr. Slawig verkündete, daß der Beirat Frau Binder einstimmig bestätigt hat. Ab Mai 2017 wird sie das Tanztheater als Intendantin führen. Ihr Vertrag läuft vorerst bis 2022. Bis dahin wird sie auch das internationale Pina Bausch Tanzzentrum mitplanen, das dann Mitte 2022 eröffnet werden soll. Bereits im laufenden Jahr 2016 wird Binder sich mit dem gesamten Personal des Tanztheaters bekannt machen und ihre künftige Arbeit auch mit dem Ensemble besprechen.
Oberbürgermeister Andreas Mucke gab eine kleine Anekdote zum besten: seit seinem vierzehnten Lebensjahr sei er dem Tanztheater emotional verbunden, weil seine Tante, die ein Abo besaß, sich das nicht zumuten wollte.
 
Dirk Hesse, Geschäftsführer der GmbH, beschrieb den Findungsweg bis zu Adolphe Binder. Der vor einem Jahr einberufene künstlerische Beraterkreis war sich schon lange zu dieser Personalie einig. Konkrete Verhandlungen wurden dann ab Herbst 2015 geführt, als das Ensemble in Schweden auftrat. Auf Wunsch von Binder, die dort die GöteborgsOperans Danskompani führte und noch führt, wurde das „Frühlingsopfer“ dreimal bei vollem Haus aufgeführt, mit einer jeweiligen Auslastung von 114 % (Lachen).
Launig stellte sich Adolphe Binder vor, die nun aus dem kalten Norden in ein „mediterranes Gefilde“ umsiedelt. Lachend blickte sie in den Wuppertaler Regen hinaus. Es sei der glücklichste Tag ihres Lebens, erzählte sie weiter, denn sie dürfe das „wichtigste Tanzensemble der Welt“ führen. Das sei immer ihr Traum gewesen. Durch Pina Bausch habe sie, die eigentlich vom Schauspiel komme, zum Tanz gefunden, mit dem sie sich nun bereits seit 20 Jahren beschäftige. Sie wolle neue Ideen, Konzepte und Formate einbringen, weiter entwickeln und natürlich das Alte bewahren. Selber choreographieren wird sie übrigens nicht.
Kulturministerin Kampmann fügte an, daß das Land die Kompanie mit jährlich 975.000 € unterstütze. Darüber hinaus habe der Bund 29 Mio. für den Ausbau des Pina Bausch Tanzzentrum zur Verfügung gestellt und das Land werde sich noch mit einer unbestimmten Summe beteiligen.
 
Adolphe Binder ist in Rumänien geboren und in Deutschland aufgewachsen. Sie war u.a. Dramaturgin an der Deutschen Oper Berlin, Tanzchefin an der Komischen Oper Berlin und als Kuratorin und Programmdirektorin für viele internationale Tanzorganisationen verantwortlich. Die jetzt 46-jährige brachte mit ihrer Göteborger Danskompani 50 Produktionen zur Premiere. Darüber hinaus liegt ihr Fokus auf der Konzeption und Entwicklung spartenübergreifender Projekte. Sie agiert als Kuratorin, Produzentin, Beraterin, Dramaturgin und Programmgestalterin. Sie hat Erfahrungen mit vielen Bühnen und Festivals gesammelt, u.a. auch der EXPO 2000 in Hannover. Außerdem ist Adolphe Binder Mitglied diverser Gremien und Jurys der internationalen Tanzszene.
Die Musenblätter wünschen Adolphe Binder Erfolg und ein relativ regenfreies Wuppertal.
 
 
Redaktion: Sabine Kaufmann