Ein Plädoyer für den unabhängigen Buchhandel

Anne Patchett – „Aus Liebe zum Buch“

von Steffi Engler

Ein Plädoyer für den
unabhängigen Buchhandel
 
„Sie haben gehört, daß der unabhängige Buchhandel tot ist, daß Bücher tot sind,
daß vielleicht sogar das Lesen tot ist? –
Holen Sie sich einen Stuhl, ich habe eine Geschichte zu erzählen.“
(Ann Pratchett)

Im März 2011 schloß die letzte mehr oder weniger privat geführte Buchhandlung in Nashville, Tennessee, der Heimatstadt der bekannten US-Autorin Ann Patchett ihre Türen. Zwar hatte man durchaus Gewinn erwirtschaftet, war aber für die Pläne der Kette, die das alteingesessene Unternehmen Davis-Kidd übernommen hatte, wohl nicht lukrativ genug. Wo früher ein Buchhändler in langen Jahren fleißigen, engagierten Handels und dem kultivierten Umgang mit seinen Kunden sein Auskommen fand, muß heute in Zeiten des fürchterlichen Handels-Molochs Amazon innerhalb kürzester Frist ein Vermögen erwirtschaftet werden (das dann in irgendeiner Steueroase geparkt wird und nicht dem heimatlichen Fiskus zugute kommt). Das trifft nicht nur den Buchhandel. Die Gier nach schnellem Gewinn hat längst in allen Branchen um sich gegriffen.
 
Die prominente, höchst erfolgreiche Schriftstellerin nahm daraufhin das Schicksal des unabhängigen Buchhandels ihrer Stadt mit Hilfe zweier weiterer entschlossener Damen selbst in die Hand. Allen Warnungen zum Trotz eröffnet sie in Nashville einen unabhängigen Buchladen, den sie nach Karen Hayes´ Vorschlag (die den Laden seit der Gründung führt) „The Parnassus Bookshop“ nennt. Für die engagierte Buchhändlerin Karen Hayes wird ein Lebenstraum wahr, der Plan von Ann Pratchett und ihrer Geschäftspartnerin Mary Grey James geht auf, und der Laden floriert vom ersten Tag an. Nun, das nimmt kaum Wunder, konnte doch die Erfolgsautorin Pratchett „mal eben“ 300.000 US-Dollar investieren und vor der Eröffnung auf internationalen Lesereisen rund um den Globus und in zahllosen Talkshows Reklame für sich und ihren Laden - und gegen Amazon machen.
Die Frage ist, ob dieser mutige Schritt, sich gegen den Handelsriesen zu stemmen, auch ohne ein beträchtliches privates Vermögen im Hintergrund und ohne den Prominenten-Bonus zum Erfolg geführt hätte. Dennoch ist das schmale Bändchen ein wichtiges Plädoyer für den unabhängigen Buchhandel.
 
Übrigens: Eine vergleichbare Geschäftsgründung ohne die genannten Boni ist vor etwas mehr als einem Jahr der Selfmade-Buchhändlerin Kerstin Hardenburg gelungen, als sie im Sommer 2014 ihren Wuppertaler „Glücksbuchladen“ gründete, der seitdem mit seinen Lesungen Furore macht und unmittelbar und effektiv die Kunden berät, die das individuelle Geschäftsmodell zu schätzen wissen.
 
Anne Patchett – „Aus Liebe zum Buch“
Aus dem amerikanischen Englisch von Marion Hertle
© 2016 Hoffmann und Campe / Atlantik Verlag, gebunden, 53 Seiten + 7 Seiten wunderbare Tips für Bücherfreunde - ISBN: 978-3-455-37028-7
5,00 €
 
Und zum „Glücksbuchladen“: www.gluecksbuchladen.de/  -   www.facebook.com/gluecksbuchladen