Reigen

Gudrun Landgrebe liest Françoise Sagan - Christa Platzer & Band singt Edith Piaf

von Frank Becker

Gudrun Landgrebe - Foto: Veranstalter
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Gudrun Landgrebe liest Françoise Sagan
Christa Platzer & Band singt Edith Piaf
 
Als 1954 der Roman „Bonjour tristesse“ die Literaturszene eroberte, begeisterte und empörte er die literarische Welt gleichermaßen. Der Erstling der damals gerade 18jährigen Schriftstellerin Francoise Sagan (1935-2004), der von der Liebe zweier Frauen zu dem selben Mann aus der Sicht seiner Tochter und im Nebenstrang deren Sommerliebe zu einem jungen Mann aus gutem Hause erzählt, wurde zum Bestseller und bereits 1954 mit dem Grand Prix des Critiques ausgezeichnet. 1955 erschien die erste deutsche Übersetzung dieser dramatischen Sommergeschichte von Helga Treichl. Diese deutsche Fassung nimmt die Schauspielerin Gudrun Landgrebe zu Grundlage einer faszinierenden Lesung in Kombination mit Chansons, die durch Edith Piaf (1915-1963) unsterblich wurden. Beide und Platzers Band traten am vergangenen Sonntag mit ihrem Programm im Remscheider Teo Otto Theater auf. Christa Platzer, im „Kleinen Schwarzen“ wie die Piaf und trotz heftiger Erkältung kraftvoll und charismatisch, steckte mit acht Liedern den musikalischen Rahmen zu dieser Lesung, die unter dem Titel „Bonjour tristesse - Bonjour Piaf!“ den Theatersaal in eine unvergleichliche Atmosphäre von Poesie und Melancholie taucht.
 
Mit Sagans Roman und Evergreens wie „Padam, padam“, „La vie en rose“, „Milord“, „Mon dieu“; „Non, je ne regrette rien“ sowie als romantisch schwingende Zugabe „Sous le ciel de Paris“ (das übrigens vor allem durch Yves Montand, Edith Piafs Geliebten Ende der 40er Jahre, bekannt wurde) zeigen sich zwei großartige deutsche Künstlerinnen als veritable Botschafterinnen französischer Kultur, schafft Sagans gestraffter Text das Sommergefühl der Côte d’Azur, läßt die Musik der Piaf die Bohème des Paris der 50er Jahre aufleben. Musik und Literatur stehen gleichberechtigt nebeneinander, keine von beiden dabei die andere überlagernd. Christa Platzers Band mit Dirk Sobe (Klavier), Oliver Räumelt (Akkordeon), Ronald Güldenpfennig (Kontrabaß) und Jürgen Schneider (Schlagzeug) trifft brillant den Ton, die Stimmung, zeigt sich in Musette wie Jazz, in dezenter Begleitung wie rein instrumental in bester Disposition.
Einfühlsam und fesselnd las Gudrun Landgrebe in zwei klugerweise nicht durch Musik unterbrochenen Blöcken die Geschichte der 17jährigen

Christa Platzer - Foto: Veranstalter
Cécile, die ihre Sommerferien gemeinsam mit ihrem Vater, einem attraktiven, noch kaum in die Jahre gekommenen Frauenhelden und seiner jungen Geliebten Elsa in einem Haus am Meer verbringt. Als plötzlich eine ehemalige Freundin der verstorbenen Mutter, die reife, schöne Anne auftaucht und den Vater an ihre Seite zieht, ihn gar zur Heirat animiert, inszeniert Cécile eine fatale Komödie, die in einem für alle zerstörerischen Drama endet. Gudrun Landgrebe, zurückhaltend, schlank, klein, ja zierlich, verlieh der Erzählerin faszinierend Gestalt, machte Lust auf das Wieder-Lesen des wunderbaren kleinen Romans, der vor rund 60 Jahren den Weltruhm der Sagan begründete.
Literarisch wie musikalisch eine Delikatesse, wurde der Abend, wurden die Künstler vom spürbar ergriffenen Publikum mit viel herzlichem Applaus honoriert.
 

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