Vor 50 Jahren starb der Bildhauer Alberto Giacometti

Im Picasso-Museum Münster ist noch bis zum 24. Januar eine Ausstellung zu sehen

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Vor 50 Jahren starb der Bildhauer Alberto Giacometti
 
Im Picasso-Museum Münster ist noch bis zum 24. Januar
eine Ausstellung mit insgesamt 114 Werken
des Schweizer Künstlers zu sehen
 
Münster/Chur - Der mit seinen Plastiken unverwechselbare Bildhauer, Maler und Grafiker der Moderne, Alberto Giacometti, starb am 11. Januar 1966, also heute vor 50 Jahren im schweizerischen Chur. Eine seiner fragilen Skulpturen erbrachte im vergangenen Jahr bei einer Kunstauktion den Rekordpreis von 127 Millionen Euro. Der 1901 in der Schweiz als Sohn des neoimpressionistischen Malers Giovanni Giacometti geborene Künstler besitzt mit seinen spindeldürren Figuren in extremer Stilisierung einen Wiedererkennungswert wie wohl kaum ein anderer Künstler. Er starb im Alter von nur 64 Jahren an den Folgen einer chronischen Lungenerkrankung.
Das Münsteraner Picasso-Museum zeigt noch bis zum 24. Januar eine Ausstellung zum Werk von Giacometti. Zu sehen sind neben den typischen knochendünnen Skulpturen auch Gemälde, Zeichnungen und Grafiken aus nahezu allen Schaffensphasen des Künstlers. Die 114 Exponate stammen mehrheitlich aus der südfranzösischen Fondation Maeght, die weltweit nach der Schweizer Giacometti-Stiftung die meisten Werke des Künstlers beherbergt. Begleitet wird die Ausstellung von Aufnahmen des Fotografen Ernst Scheidegger, der den Künstler ab 1943 regelmäßig bei der Arbeit in seinem Atelier fotografierte.
1919 begann Giacometti in Genf ein Kunststudium an der École des Beaux-Arts sowie an der École des Arts Industriels. Drei Jahre später ging er nach Paris, wo er bis 1925 an der Académie de la Grande Chaumière die Bildhauerklasse von Antoine Bourdelle besuchte. In den folgenden Jahren lernte der Künstler an den Beispielen der postkubistischen Bildhauerei, etwa von Jacques Lipchitz und Constantin Brancusi, selbst großzügiger und plastisch-räumlicher zu arbeiten. Ab 1926 entstanden seine „Plates“ – abgeflachte Figuren in dünner Scheibenform mit nahezu glatter Oberfläche, später schuf er surrealistische Plastiken und auch Zeichnungen und Kopfstudien.
Im Laufe der Jahre wurden seine Figuren immer kleiner, mitunter nur zentimetergroß. Daneben entstanden Gemälde und Zeichnungen. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Giacometti gemeinsam mit seinem Bruder Diego bis etwa 1938 mit Entwürfen für Lampen und Möbel. Die Jahre des Zweiten Weltkriegs verbrachte der Künstler in Genf. Danach ging er zurück in die französische Hauptstadt. Dort entstanden in der Folge dünne, fasst masse- und gewichtslose sowie gelängte Figuren aus Bronze, deren Magerkeit noch verstärkt wird durch einen vergleichsweise kompakten Unterbau, auf den er die Gestalten setzte.
Sein Stil wurde unverwechselbar. Das Verhältnis zwischen Figur und Raum das Kernthema seiner künstlerischen Arbeit. 1948 fand in New York in der Pierre Matisse Gallery die erste Einzelausstellung statt, in der die stabdünnen Plastiken zu sehen sind. Sie wurde zum großen Erfolg und brachte Giacometti weltweit den künstlerischen Durchbruch.
 
Die Ausstellung in Münster ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Kunstmuseum Pablo Picasso Münster - Picassoplatz 1 - 48143 Münster - Tel.: 0251-41447-10
 
Redaktion: Frank Becker