Nektar für die Ohren

Tamas Palfalvi – „Agitato“

von Sabine Kaufmann

Nektar für die Ohren
 
Himmlisch schöne klassische Musik in verdaulichen Portionen serviert der erst 24 Jahre alte ungarische Trompeter Tamas Palfalvi, begleitet vom Franz Liszt Kammerochester aus Budapest auf seinem geradezu verzaubernden Album „Agitato“, das in der Reihe „Berlin Classics“ des Labels Edel erschienen ist. Der Schüler des Budapester Professors Gabor Boldoczki an der Franz Liszt Akademie hat Stücke aus Barock, Klassik und Moderne nennt die ausgewählten Kompositionen für Trompete und die übrigen Stücke in eigener Bearbeitung für Trompete „Vergnügliche und ernste Anregungen“. Genau das trifft den Kern. Denn gleich auf die festlich-leichte Eröffnung mit Vivaldis barockem titelgebendem „Agitata da due venti“ folgt die beinahe experimentelle Nummer „Kryl“ des Amerikaners Robert Erickson (1917-1997), in der sich Grenzen berührende Spieltechnik und grenzüberschreitende Ideen berühren. Palfalvi hat seinen Bogen weit gespannt – und einen schillernden musikalischen Regenbogen daraus gemacht.

Der Glanz von Händels barocker festlicher Suite in D-Dur wird gekonnt von Ligetis „Mysteries of the Macabre“ (der Name spricht für das Stück) abgelöst, bei dem der Vokalist David Fretyan und der Pianist Zoltan Fejervary an Palfalvis Seite stehen. Schwerblütig und mitreißend schließt sich das zeitgenössische Trompetenkonzert von Laszlo Dubrovay (*1943) an. Palfalvi setzt auf den Wechseleffekt, indem er das Schwere in wieder barocker Heiterkeit, diesmal Telemanns D-Dur-Sonate auflöst. Für die Interpretation von Mauricio Kagels komplexem, durchaus auch parodistisch angelegtem „Morceau de Concours“ hat er die Solo-Version für eine Trompete gewählt, die er mustergültig aufführt. Mit Araias frühklassischem, noch barocke Elemente bergendem „Cadro ma qual si mira“ aus der Oper „Berenice“ (1730) rundet Palfalvi so virtuos wie bewegt diese reiche Stunde brillanter Trompetenmusik. Das gefällt und hat unsere Auszeichnung, den Musenkuß verdient.
 
Tamas Palfalvi – „Agitato“
© + (P) 2015 Edel Germany
Tamas Palfalvy (tp) - Franz Liszt Chamber Orchestra
 
1. Antonio Vivaldi: Agitata da due venti – 2. Robert Erickson: Kryl – 3.-7.  Georg Friedrich Händel: Suite D-Dur – 8. György Ligeti: Mysteries of the Macabre – 9.-10. Laszlo Dubrovay: Trompetenkonzert Nr. 3 – 11.-13. Georg Philipp Telemann: Sonate in D-Dur – 14. Mauricio Kagel: Morceau de Concours – 15. Francesco Araia: Cadro ma qual si mira
Gesamtzeit:  1:04:32
 
Weitere Informationen: www.edelclassics.de