Jazz Samba und andere Legenden Es war die erste LP, die ich mir 1963 vom sauer ersparten Taschengeld für 18,- DM gekauft habe, wir jazzbegeisterte Halbwüchsige im schwarzen Rollkragenpullover haben sie damals ungezählte Male angehört, bis wir jede Note, jede Wendung kannten, und weil wir sie wie eine Ikone behandelt haben, dreht sie sich noch heute fast ohne Knistern auf dem Plattenteller: "Jazz Samba", das Meisterstück von Stan Getz und Charlie Byrd, ein Meilenstein der Jazz-, ja der Musik-Geschichte. Die kongeniale Cover-Gestaltung von Olga Albizu, durch deren Bilder später auch die Alben Getz/Gilberto und Getz/Bonfa geadelt wurden, ist wohl optisch ebenso in die Historie eingegangen wie der federleichte Bossa Nova-Sound, der ein neues Kapitel im Jazz aufschlug.
Wie eine frische Brise und im Gegensatz zu ihren damaligen Hörern ohne Alterungsspuren weht die Musik von "Jazz Samba" bis auf den Tag aus den Lautsprechern. Tom Jobims "Desafinado" ist sicher nur von ihm selbst je mit solch köstlicher Wehmut gespielt worden, wie hier, die gute Laune von Charlie Byrds "Samba Dees Days" und Jayme Silva/Neuze Teixeiras "O Pato" hat nichts von ihrer Spritzigkeit verloren und auch Baden Powells "Samba Triste" mit den Brüdern Byrd an den Saiten klingt allenfalls vom Meister selbst in solcher Tiefe wie von Stan Getz und seiner großartigen Besetzung. "Jazz Samba" hat Tom Jobim "One Note Samba" zum Weltschlager gemacht und auch mit den tänzerischen Elementen von Ary Barrosos "E Luxo So" und "Baia" dem Jazz eine Richtung gewiesen, die Standard geworden ist. Mit seinen gerade mal 33 Minuten Spieldauer bietet "Jazz Samba" dennoch mehr, als es Epigonen je erreichen konnten. Ähnliche Erfolge wurden später die in Zusammenarbeit mit Joao Gilberto/A.C. Jobim und Luiz Bonfa/A.C. Jobim ebenfalls mit sicherem Gespür von Creed Taylor produzierten Alben, die ich oben bereits erwähnte. Heute wäre Stan Getz 80 Jahre alt geworden. Grund genug, ihn nachhaltig in Erinnerung zu bringen und noch ein paar Hörempfehlungen zu geben. Stan Getz´ Wurzeln im Cool Jazz werden durch sein 1961er Album "..and The Cool Sounds" wunderbar weich dokumentiert. Jimmy Rowles, Max Roach, Leroy Vinnegar, Bob Brookmeyer, Shelley Manne und Lou Levy waren damals dabei. 1972 entstand das Columbia-Album "Captain Marvel" mit Chick Corea, Stanley Clarke, Airto Moreira und Tony Williams mit Kompositionen Chick Coreas und einer der laszivsten (und leider auch kürzesten) Aufnahmen von Billy Strayhorns "Lush Life". im Juli 1987 nahm Stan Getz anläßlich seines 60. Geburtstags im legendären Kopenhagener Jazz-Club "Montmartre" mit Kenny Barron, Rufus Reid und Victor Lewis die Session "Anniversary/Serenity" auf, ein Highlight unter seinen späten Aufnahmen. Tempus fugit - die Zeit flieht. Stan Getz starb am 6. Juni 1991. Seine Aufnahmen haben ihn unsterblich gemacht. |
Cover von Olga Albizu Stan Getz & Charlie Byrd Jazz Samba Stan Getz - Tenorsaxophon Charlie Byrd - Gitarre Keter Betts - Kontrabaß Gene Byrd - Kontrabaß, Gitarre Buddy Deppenschmidt - Schlagzeug Bill Reichenbach - Schlagzeug Produziert von Creed Taylor (P) + © 1962 M.G.M. Records/Verve Titel: 1. Desafinado 5:53 2. Samba Dees Days 3:36 3. O Pato 2:34 4. Samba Triste 4:47 5. Samba De Uma Nota So 6:12 6. E Luxo So 3:43 7. Baia 6:40 Gesamtzeit: 33:28 |