„Goethe und der Karneval“

Ausstellung in Düsseldorf eröffnet

von Andreas Rehnolt

© Goethe-Museum Düsseldorf
Ausstellung
„Goethe und der Karneval“
in Düsseldorf eröffnet
 
In der Narrenhochburg Köln gab es 1902 sogar einen
Rosenmontagszug mit Motiv-Wagen
nach Werken des Dichterfürsten
 
Düsseldorf - Goethe und der Karneval“ ist der Titel einer Ausstellung, die seit Sonntag im Goethe-Museum Düsseldorf zu sehen ist. Auch der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) habe die Tollheit des Karnevals wahrgenommen und sich „dieser Ausnahmezeit im Jahr angenähert“, erklärte Museumsdirektor Christof Wingertszahn zur Eröffnung der bis zum 10. Februar (Aschermittwoch) nächsten Jahres geplanten Schau.
1825 etwa besang der Dichterfürst zustimmend den neuorganisierten, reformierten Kölner Fastnachtszug mit den geflügelten Worten „Löblich wird ein tolles Streben, wenn es kurz ist und mit Sinn“. Doch schon in seinen jungen Jahren hatte Goethe laut Wingertszahn „Freude an der Verkleidung und am Possenspiel“. Den Karneval als Volksfest erlebte der Klassiker allerdings nur in Italien. In seiner Geburtsstadt Frankfurt und später in Weimar nahm er aber um die Fastnachtszeit an Maskenfesten der besseren Gesellschaft teil. Als Minister in Weimar organisierte Goethe zudem regelmäßig Maskenzüge für das Herzogshaus.
 
Das Interesse am Karneval habe Goethe, so Wingertszahn, auch im hohen Alter nicht verlassen. Das Alterswerk „Faust II“ bot 1827 mit der „Mummenschanz“-Szene einen langen Karnevalsaufzug. Der Dichter erlebte wohl in Frankfurt zumindest die Karnevalssaison 1775 mit. Mit der von ihm umschwärmten Lili Schönemann habe Goethe damals die Redouten und Maskenbälle durchtanzt, hieß es beim Start der Ausstellung, die mit zahlreichen Büchern, Gemälden, Handschriften, Kostümen und Ordenszeichen Goethes Interesse am Karneval lebendig schildert.
Schon Goethes Plädoyer für den geordneten Regelverstoß ging eine lange Phase der Faszination durch die „Freuden und den Taumel“ des römischen Karnevals voraus, den er während seiner Italienreise 1786-1788 erlebte. Im Wechsel der Identität, dem Ausprobieren von anderen Rollen, dem besonnenen Rausch tat sich für Goethe der Spielraum der modernen Individualität auf. Leihgaben aus Privatbesitz und den

Stich: G.M. Kraus / G. Schütz pinx.
Sammlungen der Deutschen Oper am Rhein, dem Stadtmuseum sowie dem Haus des Karnevals in der NRW-Landeshauptstadt, dem Kölner Stadtmuseum, dem Stadtarchiv Hannover und der Klassik Stiftung Weimar machen die Ausstellung zu einem Erlebnis, das dem Besucher Goethe auf eine vielleicht nie geahnte Weise nahe bringt. 
 
1789 etwa beschrieb der Dichter in seiner ethnologischen Studie „Das Römische Carneval“ als „ein Fest, das dem Volke eigentlich nicht gegeben wird, sondern da sich das Volk selbst gibt“. Drei Jahrzehnte später  schrieb Goethe ein Gedicht über den Kölner Mummenschanz. Die erste, zweite und auch die dritte Fassung dieses Gedichtes ist in der Schau zu sehen, inklusive des Begleitbriefes und des Umschlags. Kaum bekannt sein dürfte auch, daß die Narrenakademie im niederrheinischen Dülken Goethe im Jahr 1828 ein „Narren-Diplom“ ausstellte und zudem einen Mond- und einen Windmühlenorden vermachte. Sowohl die Urkunde, als auch die Orden sind in Düsseldorf zu sehen.
1902 gab es übrigens in Köln einen Rosenmontagszug nach der Idee von Goethe und Schiller. Damals zogen nach den Worten von Museumschef Wingertszahn im närrischen Lindwurm zahlreiche Wagen durch die Domstadt mit Motiven aus Stücken von Schiller und Goethe.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Internet: www.goethe-museum.com

Redaktion: Frank Becker