Theater

von Arnim Juhre
Theater
 
Er streckt die arme,
einfach echt:
»Wie leide ich«
spricht er
und im parkett
hört man schon räuspern
schneuzen, schluchzen.
Und dann noch -
er fällt, er fällt,
rollt über die bretter
rollt über die rampe -
die geiger reißen die geigen hoch,
reißen augen auf - -
nichts kommt gefallen.
Und dann ists eine tägliche tagespflicht.
Er schreit
den zweiminutenlangen schrei,
schreit, brüllt, stirbt.
Aber tot ist er nicht.
Er linst.
Sieht taschentücher
durchs rampenlicht schimmern.
Dann ist es so weit.
Beifall springt auf
und er erhebt sich.
erhebt sich, verneigt sich
und neigt sich.
Der eiserne fällt.
Hat eine tür noch.
Hat blumen und blumen.
Der applaus verrinnt.
Die galerie entleert
ihr völkchen auf die straße.
Bis auf das straßenpflaster
springen dem völkchen
die bilder nach.
Dirigieren die leiserwerdenden gespräche.
Beim heimweg
und im hausflur noch. - -
In der garderobe denkt einer:
räuspern, schnäuzen, taschentücher,
alles für mich.
Er tritt pathetisch vor den spiegeltisch,
spricht noch einmal:
»Wie leide ich«
und lächelt
und lacht
über sein ganzes spiegelgesicht.

Arnim Juhre
 

© Martin Juhre