Ein wichtiges Kapitel der Geschichte

Jean-Yves Ferri/Didier Conrad - „Der Papyrus des Cäsar“

von Andreas Rehnolt

© Egmont Ehapa
 Neues Asterix-Abenteuer:
„Der Papyrus des Cäsar“
begeistert
 
Es geht um Verschwörung und Geheimdienste, Unterdrückung von Informationen und einen an den WikiLeaks-Sprecher Julian Assange erinnernden Aufklärer
 
Aremorica - Seit einigen Tagen ist mit dem Asterix-Band „Der Papyrus des Cäsar“ endlich das lang ersehnte neue Abenteuer der gallischen Helden aus dem friedlichen Dorf Aremorica auf dem Markt. Und es ist erstaunlich politisch. Handelt es doch von Unterdrückung von Informationen, von Nachrichtenübermittlung, Tagespresse, Verschwörung und Geheimdiensten sowie einem an den WikiLeaks-Sprecher Julian Assange erinnernden Aufklärer mit dem Namen Polemix, einem Kolporteur von Neuigkeiten.
 
Während Cäsar sich im fernen Rom von seinem fiesen und hinterhältigen Berater Syndicus dazu überreden läßt, in seinen Memoiren fälschlicherweise zu behaupten, ganz Gallien mit seinen Legionen besetzt zu haben, um so vom Senat weitere Gelder für seine militärischen Eskapaden bewilligt zu bekommen, ahnen die Bewohner von Aremorica vorerst nichts von dieser „Geschichtsverfälschung“. Denn sie leisten mit Hilfe des Zaubertranks ihres Druiden Miraculix schließlich bereits seit 35 Bänden den Legionen Cäsars unüberwindlichen Widerstand.
Doch ein numidischer Schreiber hat eine Kopie von Cäsars Memoiren, die von den Gazetten im römischen Reich als „literarischer Paukenschlag“ und „Klassiker“ beschrieben werden und hohe Verkaufszahlen erreichen, an den gallischen Aktivisten Polemix übergeben. Der Schreiber erklärte zu seinen Motiven, er habe „aus Idealismus und Solidarität mit dem Volk der Gallier“ verhindern wollen, „daß ein wichtiges Kapitel ihrer Geschichte unterschlagen wird.“
 
Für Polemix, der sich unverzüglich nach Aremorica aufmacht, steht fest, daß das Dokument „das römische Reich bis in seine Grundfesten erschüttern“ wird. Im Dorf der Unbeugsamen fällt diese Information auf fruchtbaren Boden. Majestix beschließt nun seinerseits die Geschichte mit seinen Worten in einer richtigen Version niederschreiben zu lassen, trotz Majestix´ Belehrung, daß die Gallier ihre Geschichten nur in mündlicher Überlieferung als zuverlässig und wahr akzeptieren. Brieftauben, nicht mehr Fliegen wie in dem Abenteuerband „Die Odyssee“ überbringen die Nachrichten mit vertraulichen Anhängen darüber, daß die Kopie des Cäsar-Papyrus nun bei den Galliern ist, nach Rom.
 
Zwischendurch werden natürlich wieder römische Späher von den Bäumen geschüttelt, Legionäre verprügelt, Dorfstreitigkeiten ausgetragen und unsere beiden Top-Gallier Asterix und Obelix erreichen in Begleitung von Miraculix den schon aus dem Band „Asterix und die Goten“ bekannten Karnutenwald, dessen Betreten eigentlich immer noch „für Nichtdruiden verboten“ ist. Natürlich heißt einer der dort lebenden Druiden Parabolix, der Großmeister der Druiden, dessen Kopf alle Nachrichten speichern muß, heißt Archaeopterix.
Unterdessen nehmen außerhalb des Dorfes die Römer Polemix gefangen und verlangen für seine Auslieferung die Herausgabe der Kopie von Cäsars Papyrus. Ungewöhnlich lange ziehen sich die verbalen Verhandlungen hin, bis durch das „Röhrophon“ des Barden Troubadix die Nachricht von einer Notlage im Dorf bis in den Karnutenwald dringt. Belenus sei Dank, dort lagert noch seit vielen Jahren ein Behältnis mit dem Zaubertrank, der unbesiegbar macht. Natürlich trifft das Trio noch rechtzeitig vor der Schlacht im Dorf ein.


 © Egmont Ehapa
 
Eine wunderbare und würdige Keilererei hebt an, in deren Verlauf unendlich viele Legionärshelme und Speere verbeult und verbogen werden. Und wie schon in dem Abenteuer „Asterix und der Avernerschild“ taucht auch Cäsar selbst am Rande des Schlachtfelds auf. Er bekommt die Kopie ausgehändigt, verspricht keine gallischen Kolporteure mehr zu verfolgen, alle von dem hinterlistigen Syndicus eingesperrten Schreiber freizulassen und erhält auch noch von Majestix dessen persönliche Kommentare zum Gallischen Krieg „mit ein paar Verbesserungsvorschlägen für Dein Buch“, wie der Chef der Gallier schmunzelnd sagt.
 
Selbstverständlich gibt es auf Seite 48 das unvermeidliche Festmahl unserer Helden mit Happyend und reichlich Wildschwein sowie einer spitzfindigen Obelix-Anmerkung zum Cäsar-Papyrus: „Cäsar hat geschrieben daß ich ein dicker, rotbezopfter Gallier bin. Man darf eben nicht alles glauben, was man liest!“ Alles in allem ein nach dem gelungenen „Asterix bei den Pikten“ von 2013 toller zweiter Band des Schreibers Jean-Yves Ferri und des Zeichners Didier Conrad. Und für die überaus gelungene Übersetzung ins Deutsche sorgte der Übersetzer Klaus Jöken. Alle Asterix-Fans dürfen sich auf hoffentlich kommende weitere Geschichten aus Aremorica freuen.
 
Jean-Yves Ferri/Didier Conrad - „Der Papyrus des Cäsar“
© 2015 Egmont Ehapa Verlag, 48 Seiten, Softcover 6,50 € / Hardcover 12 €