Bitte nicht lächeln…

Frank Horvat – „Please Don't Smile“

von Frank Becker

Frank Horvat 1958 für Givenchy im Jardin des Modes
Bitte nicht lächeln…
(Manche tun´s aber doch.)
 
Ich habe versucht, Modebilder zu fotografieren, die ein Ideal hatten.
(Frank Horvat)
 
1944 kaufte Frank Horvat (*1928 in Opatija) sich in Lugano vom Erlös des Verkaufs seiner Briefmarkensammlung seinen ersten Fotoapparat. Gebraucht, versteht sich. 16 Jahre alt war er damals. Heute ist er 87 Jahre alt und kann auf eine beispielhafte Karriere als Modefotograf schauen. Schon 1951 erschien in der „Epoca“ seine erste Fotoreportage über Italiens Süden, im selben Jahr lernte er in Paris Robert Capa und Henri Cartier-Bresson, einen der Mitgründer von „magnum“, kennen. 1952 kauften bereits „Life“, „Paris Match“ und Picture Post seine Indien-Fotos, 1955 durfte er an Edward Steichens Ausstellung „The Family of Man“ teilnehmen, und 1958 arbeitete Horvat für die großen Modeblätter „“Vogue“, „Elle“ und „Jardin des Modes“, später auch für „Harper’s Bazaar“ und „American Glamour“ in denen er auch fortan publizierte. Einem Ritterschlag kam 1959 seine Aufnahme in die Agentur „magnum“ gleich.
Wer in Deutschland in den 1960ern zur modernen jungen Generation gehörte, las natürlich den „twen“ (der von 1959-1971 erschien). Der Art Director des „twen“ Willy Fleckhaus hatte neben Will McBride Frank Horvat mit sicherem Gespür für Qualität eingekauft. Die Zusammenarbeit der beiden setzte sich 1983 fort, als Fleckhaus ihn ans FAZ-Magazin holte.
 
Wie auch Walde Huth (1923-2011) fotografierte Horvat schon in den frühen 50ern Mode nicht mehr nur im Studio, sondern sehr gerne auf der Straße, auf Bahnhöfen und Plätzen, eben in der Öffentlichkeit. Der reizvolle Kontrast von Straßenszenen mit der Haute Couture machte die Besonderheit der damals noch schwarz/weißen Fotografie aus. Viele Betrachter, darunter auch ich, sehen im Wechsel zur Farbfotografie, zumindest bei der Modefotografie, einen Bruch. Der Umstieg auf die Farbfotografie läßt nämlich auch bei Frank Horvat eine Veränderung der „Handschrift“ erkennen, wobei er aber gleizeitig auch dem s/w treu blieb und seinen typischen Stil, der ihn zu einem der besten Modefotografen der 50er bis 70er Jahre machte, bis in die späten 80er beibehielt. Die Bandbreite seiner Arbeit ist enorm: Mode, Portrait, Akt, Reise, szenisch, künstlerisch. Viel arbeitete er in den 70ern mit der bildhübschen, natürlichen Irin Chris O´Connor, einem offensichtlichen Lieblingsmodell. In den 80ern entwickelte er die Serie „Very Similar“, in der er Aktmalerei überwiegend des französischen Impressionismus fotografisch nachempfand. Heute lebt er wieder in seiner kroatischen Heimat.


Frank Horvat 1958 - For Glamour - ein Motiv der Collector´s Edition - © Frank Horvat
 
Für den Verlag Hatje Cantz hat Horvat sein Leben und seine künstlerische Entwicklung in einigen aufschlußreichen Text-Kapiteln skizziert – und mit einer opulenten Bildauswahl auf 256 Seiten angefüttert. Ein herrliches Buch, nicht nur über Horvat und die Modefotografie, sondern über die Fotografie an sich. Dafür bekommt der Band unser Prädikat: den Musenkuß.
 
Frank Horvat – „Please Don't Smile“
Gestaltung von Urs Albrecht
Deutsch, Englisch, Französisch
© 2015 Hatje Cantz, 256 Seiten, gebunden 25,50 x 32,70 cm, 293 Abb.
ISBN 978-3-7757-4028-9
48,- €


Chris O´Connor 1972 - Foto © Frank Horvat
 
Frank Horvat – Collector´s Edition
Paris, first photo for Jardin des Modes, 1957 /  For Glamour, 1958 (Set)
2 Pigmentprints auf Hahnemühle-Papier, in Mappe, mit Buch
Blattformat: je 43 x 56 cm
Auflage: 25, signiert und nummeriert
€ 1.580,00
 
Weitere Informationen: www.hatjecantz.de