Preise

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Preise
 
Also das mit Preisen und esu, is ja komisch, ne. Das ist ja schon im Karneval mit den Orden schon nicht immer ganz zu verstehen, aber gut, da bleiben die Blechlawinen mindestens unter uns. Aber Preise? Der Preis an sich, Verzeihung, 'amfürsich', ist ja im Grunde etwas völlig Unrheinisches. Vielleicht wegen der Doppeldeutigkeit des Wortes 'Preis': Preis ist ein Geldbetrag oder auch eine Belohnung. Und oft genug stimmt ja beides, wenn einer einen Preis bekommt. Da ist dem Rheinländer der Karnevalsorden, diese Parodie auf die preußische Militärzeit, schon lieber, auch wenn die Parodie manchmal eine neue Ernsthaftigkeit gewonnen hat. Ganz unrheinisch aber wird es, wenn eine rheinische Stadt wie Düsseldorf   - obwohl, naja, sch-bitte Sie: Düsseldorf! Du leven Jott, Düsseldorf is jo jaar nüß: nicht mehr Mittelrhein, noch net Niederrhein, nicht mehr Eifel und noch net Ruhrjebiet, in Düsseldorf is sojar dä Neandertaler ausjestorben, und dä wor net anspruchsvoll, ne, weil die domols die Autobahn dreck durchet Neandertal jebaut han: dä Neandertaler kütt ussem Höhlchen eruß und willens nohm Wetter luure, dä! hölländischer Lkw dröwwer, wor dä platt, ne, außerdem: in Düsseldorf künne die noch net ens spreche! Dat einzigste, wat die künne, is: die Schnüss vürnehm zujespezz und dann: „Is noch wat Fich om Tich?“ - ganz unrheinisch also wird es, wenn eine Stadt wie Düsseldorf einen Preis aussetzt. Den Heinrich-Heine-Preis. 50.000 Euro bringt dä jetzt, dat ist in maßloser Hybris dat vierfache(!) von dem, wat man 1991 dem „Häuptling Weise Strähne“ (danke, Wolfgang Nitschke!) Richard von Weizsäcker zujesproche hät. Wo sich die Düsseldorfer jahrtausendelang schwer getan haben, den größten Sohn ihrer Stadt überhaupts anzuerkennen! Und die verleihen diesen Preis Leuten wie den Weizsäcker-Brüdern, Elfriede Jelinek (als ob die nit schon jenug Kohle mit Preisen jescheffelt hätt), Peter Handke (der hät den afjelehnt), Jürgen Habermas und andere weltfremde Lebenstheoretiker. Vor´s Jahr woret Alexander Kluge, der seit 1964 bald jedes Jahr so einen Preis abjestaubt hätt und auch quasi in Preisjeldern schwimmt. Minge Oppa hät zu sowat immer jesacht: „Der Teufel scheißt immer auf den dicksten Haufen.“ Zack! Und wissen Sie, warum die Düsseldorfer dat donn? Weil sie hoffen, mit kapitalistischer Jeldverschwendung Heinrich Heine vom ihm immer noch anhaftenden Ruch des Revoluzzers zu befreien! Nää, nää, da fällt mir neben einem weiteren Preisträger (Wolf Biermann) die dritte Bedeutung des Wortes Preis ein: „Belohnung für das Ergreifen eines Gesuchten, Verdächtigen, eines Flüchtlings“. Aaaha!
 
 
In diesem Sinne  
Ihr
Konrad Beikircher
 
Redaktion: Frank Becker