Sammler und Dichter der innigsten deutschen Volkslieder: Vom abenteuerlichen Leben des Romantikers Zuccalmaglio
Mehr als 700 Volkslieder hat Anton Wilhelm von Zuccalmaglio aufgeschrieben, und zwar nicht nur den Text, sondern auch die Melodie. Daß er in der Eile hie und da ein paar Worte oder Töne änderte oder einen ganzen Text nach gängigen Motiven neu schrieb, wurde ihm im 19. Jahrhundert sehr übel genommen und brachte ihm den Ruf eines Fälschers ein. Heute liebt man seine Lieder, wie das berühmte ‚Kein schöner Land in dieser Zeit’, doch der Mann, dem wir sie verdanken, ist weitgehend vergessen.
Dabei gleicht seine Lebensgeschichte einem Abenteuerroman, in dem sich Jahre als Prinzenerzieher im königlichen Schloß von Warschau mit Aufenthalten als Hauslehrer im ’Wunderbau’ in Elberfeld abwechseln. Stets auf der Suche nach der blauen Blume der Romantik, die sich in vielen seiner Lieder findet, baute er mit seinen Schülern Turngerüste, schleppte die jungen Leute auf weiten Wanderungen durch die Wälder, schrieb unzählige Beiträge für Robert Schumanns ‚Neue Zeitschrift für Musik’, stand - schöner Mann, der er war – seinen Malerfreunden Modell für die Wandbilder auf Schloss Stolzenfels, verfaßte Theaterstücke und zeitgenössische Einrichtungen für Mozartopern, verfing sich in politischen und privaten Intrigen, verlor seine Braut an die Cholera und hatte nie im Leben ein eigenes Zuhause.
Mehr über diese spannende Figur erzählt Dorothea Renckhoff beim ersten Abend ihrer ENGELSGARTENTEXTE in dieser Spielzeit »‚Kein schöner Land in dieser Zeit’ – nur eine Fälschung?« am 20. Oktober, 20 Uhr, im Kronleuchterfoyer des Wuppertaler Opernhauses. Stefan Walz aus dem Ensemble von Schauspiel Wuppertal wird einige der schönsten Lieder aus Zuccalmaglios Sammlung vortragen.
Kein schöner Land in dieser Zeit
Kein schöner Land in dieser Zeit
als hier das uns´re weit und breit wo wir uns finden wohl unter Linden zur Abendzeit Da haben wir so manche Stund´
gesessen da in froher Rund Und taten singen die Lieder klingen im Eichengrund Daß wir uns hier in diesem Tal
noch treffen so viel hundertmal Gott mag es schenken Gott mag es lenken Er hat die Gnad Nun Brüder eine gute Nacht
der Herr im hohen Himmel wacht in seiner Güte uns zu behüten ist Er bedacht Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio
Redaktion: Frank Becker |