Die „Peanuts“ werden 65 Jahre alt Charlie Brown, Snoopy, Lucy, Linus und alle anderen Figuren der liebenswerten
Comic-Bande aus der Feder von Charles M. Schulz werden heute, am 2. Oktober, vermutlich mit einem Baseball-Match ihren großen Geburtstag feiern. „Ich wünsche, jemand würde zu mir kommen und sagen, Charlie Brown, ich bin dein Freund.“
Insgesamt 17.897 „Peanuts“-Comicstrips hat Charles M. Schulz (26.11.1922 - 12.2.2000) zwischen 1950 und 2000 über den Beagle Snoopy, Charlie Brown und dessen Freunde gezeichnet. Doch an den Titel konnte er sich nie gewöhnen. Peanuts (Erdnüsse) klinge lächerlich, fand er, habe keine Bedeutung und verwirre bloß. Er hätte seinen Comic viel lieber „Li'l Folks“ (Kleine Leute) genannt. Aber weil ein Redakteur der Zeitung, in der die „Peanuts“ gedruckt wurden, es so entschied, mußte Schulz mit dem Titel leben. Stolze 65 Jahre werden die Peanuts heute, am 2. Oktober. An diesem Tag im Jahre 1950 nämlich erschienen sie in zunächst sieben US-amerikanischen Tageszeitungen, 1958 bereits in gut 400.
Vermutlich feiern Charly Brown, Snoopy, Lucy, Linus, Schröder, Beethoven, Pigpen, Sally, Marcie und der kleine Vogel Woodstock mit einem Baseball-Match ihren runden Geburtstag. Selbst im Rentenalter zählt die Truppe aus der Feder von Charles M. Schulz wie die meisten der Silver-Generation aus der Comic-Welt nach wie vor zu den Best-Agern. Wunderbar, wenn Linus hinter seinem Schmusetuch versteckt seufzt und der genervten Lucy erklärt, das Seufzen sogar biblisch sei. „Ebenso nimmt sich der Geist unserer Schwachheit an. Wir wissen ja nicht, wie es sich gehört, zu beten. Da tritt der Geist selbst für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern“, zitiert er aus dem achten Kapitel des Römerbriefs. Dann bietet ihm die große Schwester Pralinen an, und erkann sich nicht entscheiden, weil er fürchtet, eine mit Kokos zu erwischen. „Nimm endlich eine“, herrscht Lucy ihn an, er beißt hinein: Kokos! Ein Running Gag durch die Jahrzehnte.
Der alte Herr las in der Regel abends seine Zeitung, vor allem Sport und die Comics, die den kleinen Charles fortan nicht mehr losließen. Comic-Zeichner sei immer sein Traumberuf gewesen, sagte Schulz viele Jahrzehnte später. Er absolvierte sogar nach der High-School einen Fernkurs im komischen Zeichnen. Dennoch meldete er sich während des Zweiten Weltkriegs zur Armee. Er gehörte der 20. gepanzerten Division der US-Armee an, die Dachau befreite. Nach dem Ende des Krieges fand er als Lutheraner Arbeit in einem katholischen Verlagshaus und schrieb Sprechblasen-Texte für ein frommes Comic-Heft.
Damit war am 2. Oktober 1950 Schluß, als Schulz die ersten Zeichnungen seines „Li'l Folks“ (Kleines Volk) veröffentlichte. Erst später bekamen sie den Serientitel „Peanuts“ (Erdnüsse oder Kleinkram). In der von Erwachsenen wie von der Außenwelt nahezu unberührten Gruppe Kinder und ihren Charakteren finden Leser und Fans viele Probleme des realen Lebens wieder. Zwar wird immer wieder die Lehrerin Miss Othmar genannt und in einseitigen Dialogen zitiert, doch tritt sie nie ins Bild.
Da ist zum Beispiel die schnippische Lucy mit dem Leitmotto „Wenn alle meiner Meinung wären, hätten alle recht.“ Ihre für 5 ¢ angebotene psychiatrische Hilfe wird aber durchaus angenommen – wenn auch den Klienten die Ratschläge nicht unbedingt behagen. Und bis auf den heutigen Tag fällt Charlie Brown auf ihr geheucheltes Hilfsangebot zum Start der Football-Saison herein: „Ich halte den Ball am Boden aufrecht und kickst ihn weg!“ Er nimmt Anlauf, tritt – und Lucy zieht ihn jedesmal plötzlich weg, sodaß Charlie vom eigenen Schwung auf den Rücken kracht. Ebenfalls einer der wunderbaren Running Gags, die Schulz topisch gemacht hat. Dann gibt es den von Lucy heftig angeschwärmten musikalisch hochtalentierten blonden Schröder, auf dessen Kinderpiano, dessen schwarze Tasten nicht angeschlagen werden können, eine Beethoven-Büste steht und der sich nicht im geringsten für Lucys Avancen interessiert.
Als wichtige Nebenfiguren bereichern Charlies kleine, altkluge Schwester Sally, die spröde, erstaunt durch ihre runde Brille blickende Marcie, die
Und trotz aller tiefen Seufzer (Sigh!) und häufigem Weltschmerz ist Charlie Brown laut Schulz „kein Verlierer“, sondern ein Junge voller Hoffnung und ungebrochenem Optimismus - und auch ein Träumer, zumindest ein Tagträumer. Und er soll - so zumindest sein Schöpfer Schulz - viele Ähnlichkeiten mit ihm selbst gehabt haben. Wunderschön eine Szene, die auch im zum 60. Geburtstag im Hamburger Carlsen-Comic-Verlag erschienenen Band „Das große Peantus-Buch“ zu finden ist. Da zeigt Charlie Brown der lispelnden Peppermint Patty seine neue Uhr. Auf ihre Frage, ob die denn auch geht, antwortet Charlie: „Nicht wirklich. Die Zeiger stehen immer auf halb drei. Aber um halb drei ist sie so gut wie jede andere Uhr auf der Welt.“
Die Abenteuer von Charlie Brown, dem merkwürdigen Hund (Peculiar Dog) Snoopy und den anderen wurden von rund 2.600 Zeitungen in 75 Ländern der Welt abgedruckt, vielfach im Zeichentrick verfilmt und gelten auch heute noch als die erfolgreichste Comic-Serie aller Zeiten mit einer Fan-Gemeinde von weltweit etwa 200 Millionen. Die Musik zu den Filmen stammte von Vince Guaraldi und wurde vielfach von großen Jazzmusikern gecovert.
Von einer so großen Fan-Gemeinde war Charlie Brown in den Strips von Charles M. Schulz stets weit entfernt. In einem Strip von 1954 standen Lucy und Charlie an ihrer Klage-Mauer und Charlie sagt: „Ich wünsche, jemand würde zu mir kommen und sagen, Charlie Brown, ich bin dein Freund.“ Daraufhin schaut Lucy ihn an und meint: „Warum wünschst Du dir nicht gleich Flügel?“
Weitere Informationen unter: www.carlsencomics.de - www.carlsen.de
und www.carlsen.de/web/comic/peanuts Redaktion: Frank Becker
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