Der Spott der kleinen Dinge

Traumhochzeit

von Lars von der Gönna

© Heiko Sakurai
Traumhochzeit
 
Neulich las ich, daß die Sendung Traumhochzeit wieder zurückkommt. Traumhochzeit ist einer dieser Begriffe, die man unüberlegt zusammengebunden hat. Traum. Hochzeit. Traumhochzeit. Das unüberlegt Zusammengebundene passt ja oft gar nicht. So wie „Bombenstimmung“ oder „totlachen“. Traumhochzeit war der Titel eines Formats, in dem zukünftige Brautpaare gegen Gleichgesinnte antreten mußten. Die Sieger durften nicht nur heiraten (das dürfen ja auch Verlierer, wie sich täglich leicht an jedem Standesamt beobachten lässt). Nein, der Fernsehsender richtete ihnen die Hochzeit aus, also Hüte, Torte, Schnaps und alles, was man so zum Wohlfühlen braucht.
     In dieser Fernseh-Ära gab es eine andere Sendung, die hieß „Bitte melde dich!“. Ich warte noch auf eine medienkritische Studie, die nachweist, daß Menschen im Sinne einer Kausalität in beiden Sendungen aufgetreten sind. „Tom, bitte melde Dich! Wir haben zwar bei Traumhochzeit verloren, aber Tante Petra zahlt jetzt doch den Hut. Und Schnaps haben wir noch von der Verlobung!“ Ich glaube, daß das Fernsehen mehr Ehen zusammenhält, als es zugibt.
     Bei der Sendung, die jetzt wieder zurückkommen soll, gab es allerlei Hürden. Das Leben ist ja eine einzige Prüfung, warum dann nicht die Ehe-Anbahnung? Die Paare mußten die Kontaktlinsen der Schwiegermütter am Geschmack erkennen und so. Lustig.
     Freunde von uns waren jetzt nicht ganz die Fernsehtypen, wollten aber sehr gerne eine Traumhochzeit. Es war aber so, daß der Alleinunterhalter bei der Hochzeit erst Sachen ins Mikro gesagt hat, die sogar Onkel Werner rot werden ließen. Dabei ist Onkel Werner dafür bekannt, bei Familienfeierlichkeiten Frauen aller Altersklassen Eiswürfel in den Ausschnitt zu werfen. Dann ist der Alleinunterhalter besoffen auf den Tasten der Heimorgel eingeschlafen. Später stand das Paar vor der verschlossenen Tür des Schloßhotels, in dem es schlafen wollte. Eine Stunde und acht Minuten später begann die Hochzeitsnacht. Auf dem Bett lag eine Fernsehzeitung, die vor zwei Wochen abgelaufen war.
     Als Zwangsverbindung ist Bombenstimmung vielleicht doch besser als ihr Ruf.
 
 
 
© Lars von der Gönna - Aus dem Buch „Der Spott der kleinen Dinge“
mit freundlicher Erlaubnis des Verlags Henselowsky Boschmann und der WAZ.