Der Spott der kleinen Dinge

Heinz

von Lars von der Gönna

© Heiko Sakurai
Heinz
 
Neulich war ich in Andalusien. Ich suchte das Flair von Mandeln und Oliven. Außerdem wollte ich zu Pedros berühmter Pescaderia, die mir meine spanische Nachbarin Maria empfohlen hatte. Aber da stand Heinz.
     „Deutscher?“, fragte Heinz. – Ich kann nur „Hasta Lue-go“, wie soll man sich da als Spanier durchmogeln? Heinz antwortete für mich. „Ich erkenn’ Deutsche“, sagte Heinz, verriet aber nicht, woran. Heinz hatte eine goldene Kette um, ein sehr rotes Gesicht und zur kurzen Hose eine schwarze Herrenhandtasche. Heinz war praktisch in den Farben der deutschen Flagge unterwegs.
     Ich machte einen Schritt Richtung Pedros berühmter Pescaderia, aber Heinz war schneller. „Ich wohn’ hier schon sieben Jahre“, sagte Heinz und teilte mir mit, daß Donnerstag wieder Skat für Deutsche sei, „und zwar im Restaurant Kieler Jürgen“. Aus dem deutschen Shantychor sei er dagegen ausgetreten. Und falls ich mal ein gutes Pils suche, also, verriet Heinz und juckte sich mit der linken Sandale am rechten Unterschenkel: „Zum Ollen bei Gisela – is’ schon töfte.“
     Aus der Ferne glaubte ich Pedro zu erkennen, er nahm einen letzten Tintenfisch aus der Auslage. Heinz sah Pedro mit meinen Augen und sagte: „Das ist nich’ wie bei uns.“ Ich fragte mich, was außer Heinz in Andalusien schon sei wie bei uns. Na ja, der Kieler Jürgen vielleicht, möglicherweise noch Giselas Oller.
     Pedro drehte ein Schild an der Glastür um: „Cerrado“. „Zu!“, sagte Heinz stolz und gab mir einen Baumarkt-Prospekt, denn er habe ja zwei. Schwingschleifer seien im Angebot.
 
 
 
© Lars von der Gönna - Aus dem Buch „Der Spott der kleinen Dinge“
mit freundlicher Erlaubnis des Verlags Henselowsky Boschmann und der WAZ.