Wilhelm Busch zum 100. Todestag
Vor 100 Jahren gestorben und lebendig wie eh und je...
Reichlich gefeiert wurde Wilhelm Busch ja bereits im vergangenen Jahr anläßlich seines 175. Geburtstages. Auch die Musenblätter reihten sich natürlich in die Schar der Gratulanten ein. Nun gilt es, auch des 100. Todestages des Malers, Zeichners und Dichters zu gedenken, der am 9. Januar 1908 in Mechtshausen/Harz, heute Seesen, im Pfarrhaus des Neffen Nöldeke starb. Im Mechtshausen hat man ihn auch begraben, fernab von den großen Städten, in denen er nicht sein Glück gefunden hatte. Es ist die Idylle der Kleinstädte und des ländlichen Lebens, die sich in Wilhelm Buschs zeichnerischem Werk wiederfindet. Es ist die Weltklugheit, zu der man vielleicht besonders in der Abkehr von der Welt findet, die sich neben den Zeichengeschichten in Buschs Lyrik und Prosa niederschlägt. Zwei Bände legt der Reclam Verlag nun vor: die Erfolgsausgabe der 1988 erstmals vorgelegten Werkauswahl " Wie wohl ist dem, der dann und wann sich etwas Schönes dichten kann" und in der Reihe "...zum Vergnügen" das handliche Kompendium "Was man besonders gerne tut, ist selten ganz besonders gut." Die recht umfangreiche Werkauswahl enthält - ein Verdienst - neben den klassischen Zeichengeschichten von Max und Moritz, der Frommen Helene, Tobias Knopp, Balduin Bählamm, Hans Huckebein u.a. auch die seltener veröffentlichten Zeichengeschichten von "Diogenes und den bösen Buben von Korinth" und den "Eispeter". Die Diogenes-Geschichte ist 1862 quasi der Testlauf für Max und Moritz (1865) gewesen, eine Bubengeschichte mit ähnlich fataler Moral und Ähnlichkeiten zum Klassiker "Max und Moritz" wie der Eispeter 1864. Kennern sicher bekannt, für Besitzer des üblichen "Humoristischen Hausschatzes" sicher ein interessanter Fund. Gedichte aus "Schein und Sein", "Kritik des Herzens", "Zu guter Letzt" u.a. kommen hinzu, autobiographische Texte, Briefe, Märchen, "Eduards Traum" und einige wenige Zeichnungen und Gemälde (in schwarz-weiß) aus dem graphischen Werk Buschs. Die Zeittafel und die Abbildungs- und Textnachweise hätte man allerdings besser ans Ende gestellt, um unnötiges Herumblättern zu vermeiden. Ein hübscher, handlicher Band, doch durch seinen Umfang den gewöhnlichen Rahmen des Taschenbuchs bei weitem sprengend. Das gilt allerdings nicht für den erstaunlich niedrigen Preis, der es Interessenten leicht macht, dem Erwerb näher zu treten. Ein etwas anderes Kompendium, diesmal durchaus für die Westentasche, ist das schmale Bändchen "Was man besonders gerne tut, ist selten ganz besonders gut", der Reclam-Reihe "...zum Vergnügen". Karl-Heinz Hartmann hat für das unterhaltsame Heft thematisch geordnet Aphorismen, Zitate, Bonmots und Gedichte Wilhelm Buschs zusammengestellt, er läßt Zeitgenossen zu Wort kommen und hilft mit einer Zeittafel und Textnachweisen bei der Quellensuche. Wird in der Musenblätter-Redaktion sicher griffbereit stehen bleiben. Lesen sie auch die Meldung unseres Korrespondenten Andreas Rehnolt |