Heinrich Heine ...

... un noch jet dabei

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Leeve Lück,
 
Et es jo so, wie ich immer schon gesagt habe: die schönsten Geschichten passieren em Levve und da kommt noch was dabei, auch schön: dabei, hat ja Heinrich Heine schon gebracht, weil er das für hochdeutsch gehalten hat, wo es doch im Hochdeutschen heißt: dazu, wenn etwas dabei kütt. Dazu hat aber im Rheinischen nur eine Bedeutung: die Tür do – zu! Und fertig. Hier heißt es: dabei. Tusse mir e Kotlettche mit Fritten un e Kölsch dabei z.B.
Und Heine schreibt in aller rheinischen Naivität in einem seiner schönsten Gedichte, der Lorelei:
 
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar
Ihr goldnes Geschmeide blitzet
Sie kämmt ihr goldenes Haar
(...)
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei
 
Da sind aber noch andere Rheinizismen drin, z.B.:

Ein Märchen aus alten Zeiten
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Normalerweise ist kommen ein Zeitwort, das eine definierte Richtung hat: ich stehe hier, du kommst auf mich zu, also kommst du zu mir. Und wenn du mir einfällst, kommst du auch quasi von außen in mich herein, in meinen Sinn. Und wenn du wieder gehst, gehst du mir aus dem Sinn, also: kommt in den Sinn, geht aus dem Sinn, so einfach ist das. Im Rheinischen aber ist es – wie immer - anders, hier sagt man „dat kütt mr nit ussem Sinn“, obwohl et doch jonn soll, ussem Sinn nämlich, weil man es loswerden will.
Und schon hält Heine alles für hochdeutsch, nur weil ihm dat Rheinische nit ussem Sinn kütt!
Aber ich wollte jetzt eigentlich gar nicht Heinrich Heine vorführen, das war jetzt nur, wo Sie grad sagen „Dabei“, sonst wär ich gar nicht drauf gekommen …

In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher

Auszug aus dem 11. Teil von Konrad Beikirchers Rheinischer Trilogie
© Konrad Beikircher - Redaktion: Frank Becker