Das Steinzeitmädchen aus der Hagener Blätterhöhle

Rekonstruktion eines Gesichts nach Schädelfund

von Lothar Kruse

Dr. Constanze Niess erläutert die Rekonstruktion - Foto © Günter Lintl

Das Steinzeitmädchen aus der Hagener Blätterhöhle
 
Im Frühjahr 2004 entdeckten Höhlenforscher vom Arbeitskreis Kluterthöhle in einer Höhle in Hagen-Holthausen (Blätterhöhle) menschliche Knochen, darunter auch Schädel bzw. Schädelteile. Fachleute hielten die Skelettreste aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes für nur wenige 100 Jahre alt. Deshalb war auch keine der beteiligten Behörden bereit, die Kosten für eine Datierung zu übernehmen. Daraufhin gab der Arbeitskreis Kluterthöhle die Altersbestimmung (C14-Datierung) einer Schädeldecke auf eigene Kosten in Auftrag. Das Ergebnis war eine Sensation. Die untersuchte Schädeldecke war 10.700 Jahre alt.

Seit 2005 finden nun jährlich für einige Wochen archäologische Ausgrabungen unter Leitung von Dr. Orschiedt, z.Zt. Freie Universität Berlin, in und vor der Blätterhöhle statt. Die Untersuchungen und Auswertungen der Funde werden von Archäologen und Naturwissenschaftlern durchgeführt.
Der Schädel einer jungen Steinzeitfrau, die vor 5.600 Jahren im Alter von 17 bis 22 Jahren verstorben ist, bekam jetzt von der Frankfurter Rechtsmedizinerin Dr. Constanze Niess ein Gesicht. Auf dem Gebiet der Gesichtsrekonstruktion zählt Dr. Niess international zu den Experten. Ihre Auftraggeber sind meist Staatsanwaltschaften bei ungeklärten Todesfällen und bei Mord, doch zunehmend auch Archäologen und Museen.
Am Freitag, 17.07.2015, wurde nun erstmalig die Gesichtsrekonstruktion des Mädchens aus der Blätterhöhle in Hagen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Steinzeitmädchen gehörte zur Gruppe der Jäger und Sammler. Diese lebten, und das ist eine neue Erkenntnis, die weltweit erstmalig durch Funde aus der Blätterhöhle belegt werden konnte, über einen längeren Zeitraum zugleich mit den Ackerbauern und Viehzüchtern. Hätte das Mädchen moderne Kleidung an, würde sie sich nicht von den heutigen Menschen im Aussehen unterscheiden.


Dr. Constanze Niess mit dem Ergebnis der forensischen Gesichtsrekonstruktion - Foto © Günter Lintl

Vom 05. Sept. 2015 bis 03. Apr. 2016 wird die Rekonstruktion als Highlight der Archäologischen Landesausstellung im LVR-Landesmuseum in Bonn ausgestellt. 
Weitere Informationen: www.landesmuseum-bonn.lvr.de  und www.akkh.de/


Text: Lothar Kruse - Fotos Günter Lintl