Im Freundeskreis

von Peter Zeitelberger
Im Freundeskreis

W
ir werden alt. Und denken nur der eignen Leiden.
Und halten wechselweise unsre Meinung kaum mehr aus.
Zunehmend gilt es heikle Themen zu vermeiden.
Und immer noch erhofft sich der und der Applaus.
Es drängt sich auf, im Einvernehmen gleich zu scheiden.
Man säße ungetrübt befreundet, ungestört zu Haus,
vor Augen alle guten Stunden, schönen Sachen,
die jung erlebt und alt bedacht, Freundschaften machen.

Wir werden alt. Auch wenn wir uns noch modisch kleiden.
Es lebt sich zwar, vor allem im Vergleich, im Saus -
und eingerechnet, daß im Überfluß wir weiden -
der Eile wegen - zugegeben auch im Braus.
Wobei wir Zeit und Sinn und Kraft unmäßig oft vergeuden.
Worauf soll alles das, zu welchem Ziel, hinaus?
Es wird zur Kunst in manchem Falle höflich bloß zu lachen
und nicht zu hören, daß die innersten Gefüge krachen.

Wir werden alt. Kann sein, daß andere uns beneiden.
Es sieht ja alles auch von außen besser aus.
Anstatt sich friedlich und geruhsam zu bescheiden,
hascht man, als fetter Kater, weiter Maus um Maus.
Sogar den Eheleuten kennt man's an, je beiden,
Gewöhnung und Vernunft nur hindern Streit und Graus.
Es wäre an der Zeit, in irgendeinem Sinne zu erwachen.
Statt werden -sein, bevor sie uns das Totenlicht entfachen.


Peter Zeitelberger