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Monika Reitprecht – „Wo stehen hier die E-Books?“

von Robert Sernatini

„Wo stehen hier die E-Books?“
Erlebnisse und Aufzeichnungen einer Kundigen
 
Bei uns wird jede(r), die 50 Shades of Grey ausborgen will,
 ausgepeitscht. Viel besser als das Buch.

Literatur ist ein weites, oft äußerst kompliziertes Feld. Besonders scheinbar für jene, die sich als Ratsuchende an die Fachfrau in Gestalt der Bibliothekarin wenden. Es sieht so aus, als müsse man als Bibliothekarin, zumal einer öffentlichen (sicher nicht nur Wiener) Bücherei über ein gerüttelt Maß an Humor verfügen, um ob der Hilflosigkeit – mitunter ist es auch schier Dummheit - von Lesern (immerhin!) nicht zu verzweifeln. Man kann aber auch, wie die Autorin dieses grandiosen Sammelwerks, für das eigene Amüsement und das anderer Nutzen aus dem Unnützen ziehen. Monika Reitprecht, die nach vollendetem Studium mangels Führerschein nicht Taxifahrerin, sondern Bibliothekarin bei den Büchereien Wien wurde, hat in ihrem Berufsalltag Notizen und Downloads gemacht, Fundstücke, Facebook-Postings und Bilder gesammelt, mit treffsicherer Ironie kommentiert und das Ganze zu einem der lustigsten Bücher geformt, die ich in letzter Zeit zwischen die Finger bekam.
 „Von einer, die auszog, uns das Lachen zu lehren“ schreibt der Verlag zur Einführung über Monika Reitprechts Buch der Bücher. „Wo es dermaßen menschelt, ist der Lesespaß garantiert“ schreibt der Milena Verlag weiter – und hat Recht. Monika Reitprecht hat leichtes Spiel mit uns, denn ihre Fundgrube von Stilblüten ist einfach so komisch, daß das Lachen unweigerlich bereits beim ersten Blick ins Buch aus uns (mir jedenfalls ging es so) herausplatzt:
„Für mein Referat such ich ein Buch, das nicht total scheiße ist.“
Dort links, hinter dem Regal mit den total beschissenen Büchern.
„Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?“
Leider nein, aber wenn Sie mir Ihre Kartennummer sagen, schau ich gleich nach.
„Meine Tochter muß ein Buch lesen, was soll ich machen?“
Zur Adoption freigeben.
Manchmal sei es zum Haareraufen, schreibt Monika Reitprecht: „Aber ich trau mich nicht, die Chefin ist eh so heikel mit ihrer Frisur.“
 
„Seit 2009 gestaltet Monika Reitprecht die Facebookseite der Büchereien Wien, und die ist so lebendig und unterhaltsam, daß sie der erfolgreichste Auftritt in der deutschsprachigen Bibliothekswelt wurde. Um dabei zu sein, müssen Sie nicht einmal Ihre Facebook-Abstinenz überdenken, denn jetzt gibt es das Buch“ (Milena Verlag), das wir Ihnen heute hier mit viel eigenem Vergnügen vorstellen.
Noch ein paar Auszüge gefällig? – Bitte schön:
„Bei dem Hörbuch funktioniert der Ton nicht.“
Und das Bild paßt?
Bibliothekarin: „Wir haben auch das Hörbuch.“
Kunde: „Hat das weniger Seiten?“
Willkommen in der Scheibenwelt.
 „Hallo Schlampe!“
Man bekommt so viel zurück für seine Mühen als Kinderbibliothekarin.
„Ich suche ‚Homo Faber‘ von Thomas Mann.“
Das ist von Max Frisch.
„Warum?“
Jugendlicher: „Ich brauche ein Buch für ein Referat. Können Sie mir was empfehlen?“
Bibliothekarin: „Welche Bücher liest du denn sonst gerne?“
Jugendlicher (nach längerer Pause): „Facebook.“
 
Also, nicht zögern: dieses Buch brauchen Sie! Ich empfehle es dringend. Bleibt nur eine Frage unbeantwortet: Wie sind die Bekleidungsvorschriften in der Bücherei?
Und noch einer zum Abschluß: Diese Unart, am Handy zu telefonieren, während man die Bücher zurückgibt/ausleiht. Kann mich gar nicht aufs Postingschreiben konzentrieren.
 
Monika Reitprecht – „Wo stehen hier die E-Books?“
© 2015 Milena Verlag, 133 Seiten, Broschur, 4-farbig mit zahlreichen Abbildungen - ISBN 978-3-90295-024-6
€ 17.90
 
Weitere Informationen:  www.milena-verlag.at