Zum Marathon verlängerte Sprints eines Kolumnisten

Axel Hacke – „Das kolumnistische Manifest“

von Frank Becker

Das Beste aus 1001 Kolumnen
 
Seit 25 Jahren schreibt Axel Hacke für das »Süddeutsche Zeitung Magazin«, seine Texte haben in praktisch keinem Heft gefehlt, und in diesem Jahr wird er seine 1001. Kolumne dort geschrieben haben: Geschichten, die sich in den Köpfen und Herzen von inzwischen nicht nur einer Generation ausgebreitet haben. Zeit für ein Kolumnistisches Manifest, für das Beste vom Besten einer unverwechselbar spielerisch-leichten Welt- und Zeitbetrachtung voller Charme, Heiterkeit und Melancholie: ein Hausbuch für den täglichen Gebrauch, mit Lesebändchen, damit man auch gleich den Text zur Hand hat, den man braucht, versehen mit Erläuterungen, Anmerkungen und Einordnungen des Verfassers.
Ein Manifest des Alltags, wie man ihn kennt, aber so noch nicht gesehen hat. Ein Manifest der Sprache, die hier in ihren schönsten Seltsamkeiten gefeiert wird, ein Manifest für Ratsuchende (sei es in Erziehungs- oder Beziehungsfragen), ein Manifest der skurrilsten Verhörer, ein Manifest des Besten aus aller Welt über alles in der Welt von Heino bis Putin, von den Buntbarschonauten im Weltall bis zum Sexleben des Nubischen Steinbocks: Nichts hat »der große Unermüdliche« (Die Zeit) ausgelassen, wenn es nur Gelegenheit bot, zu spotten, zu grübeln, zu lächeln. Axel Hackes Aufgabe war und ist es – so sieht er es selbst –, »aus dem Schweren etwas Leichtes zu machen«.
Und was ist schöner, als ein schweres Buch in der Hand zu haben, mit dem das Leben plötzlich leicht wird und anfängt zu schweben.“
 
Das ist der treffliche Verlagstext zu einer Feuilleton-Sammlung, die mit einem Volumen von 616 gleichbleibend unterhaltsamen Seiten und einem Gewicht von 659 Gramm (laut meiner Küchenwaage) ihresgleichen sucht. Eigentlich kann man dem kaum noch etwas Erhellendes beifügen, doch was ein Rezensent ist, will dennoch auch ein wenig eigenen Senf dazugeben. Zum Glück hat der Verlag in seiner verständlichen Hymne auf das gelungene Buch nicht alles erwähnt, was diesen kolumnistischen Wälzer auszeichnet.
Da wäre zum Beispiel die übersichtliche Kapitelgestaltung für jene, die nach etwas bestimmtem suchen. Hier sortiert der Autor verdaulich vor, um Ihnen und mir beim Finden zu helfen: Tiere, Leser, Kindergärten, Kühlschrank (Bosch), Bahnfahren, Büro, Politik, Jahreszeiten (um nur einige zu nennen – einmal geht es auch um Ärsche), dazu immer wieder eingestreute Blocks mit seinen eigenen Lieblingskolumnen. Wer wollte ihm diese Hinweise verdenken, zumal sie ja einiges mehr über den Verfasser zu erzählen versprechen als andere.
Wer nun glaubt, Axel Hacke habe nichts weiter getan, als die Inhalte seiner bisher erschienenen Bücher, und das sind nicht wenige, zusammenzurühren muß sich eines Besseren belehren lassen. Der Autor bringt es in seinem Vorwort, das er glücklicherweise selbst geschrieben hat, auf den Punkt: „Etliche der Kolumnen in diesem Buch standen übrigens schon mal in einem meiner Bücher, die meisten aber noch nicht.“
Überhaupt, das Vorwort. Sie sollten es unbedingt lesen, ist es doch zum einen eine griffige Einführung in die Kunst des Feuilletons, des weiteren ein wichtiger Blick auf die Technik des unter dem Strich zum Marathon verlängerten Sprints des Kolumnisten.
Nicht zu vergessen die gelegentlich eingeschobenen Fußnoten mit weiterführenden Querverweisen und Hintergrundmaterialien, die sich von Fall zu Fall wiederum vom Sprint zur Mittelstrecke entwickeln.
Ich darf Axel Hacke und dem Antje Kunstmann Verlag ergebenst für dieses kolumnistische Manifest meinen Leser-Dank abstatten und untermaure das mit unserem Prädikat: dem Musenkuß.
 
Axel Hacke  – „Das kolumnistische Manifest“
© 2015 Verlag Antje Kunstmann, 616 Seiten, gebunden, Lesebändchen, mit Zeichnungen von Dirk Schmidt  -  ISBN 978-3-95614-026-6
19,95 €
 
Begleitend dazu erscheint mit der auf Tonträger gebannten Stimme des Kolumnisten:
Axel Hacke – „Das kolumnistische Manifest“ (CD-Hörbuch)
5 CDs + Beiheft von 14 Seiten - Gesamtzeit 363 Minuten - ISBN 978-3-95614-048-8
19,95 €
Höchst empfehlenswert besonders für jene, die zum Lesen zu faul sind oder sich bei langweiligen Autofahrten bzw. dem Verweilen im Stau aufheitern lassen möchten.
 
Weitere Informationen:  www.kunstmann.de