Das Frühlingslied

Ein Foto von Gerd Rattei zu Versen

von g.r.

Foto © Gerd Rattei

Das Frühlingslied
 
Schon lang, bevor des Frühlings erste Winde
Zu weh´n beginnen (wie bekannt ist: linde),
Darf der Poet nun nicht mehr ruh´n noch rasten
Und greift in seiner Schreibmaschine Tasten.
 
Er denkt an Krokusse und Weidenkätzchen,
An kleine Mädchen und dergleichen Schätzchen.
Er sieht im Geist die ersten Blüten keimen
Uns ist versucht, auch darauf was zu reimen.
 
Im Geiste sieht er schon die Knospen sprießen
Und freut sich drauf, dieselben zu begießen,
Und läßt von Schwalben sich und and´ren Tieren
Zu einem Frühlingsliedchen inspirieren.
 
Ach, soviel Lenze hat er schon bedichtet,
Daß sich derweil sein Haupthaar leicht gelichtet.
Doch jede Redaktion will immer wieder
Zum Frühling seine Frühlingslieder.
 
Und so stimmt er denn seine Leier schließlich
Und schreibt sein Lied, wenn auch etwas verdrießlich,
Denn um sein Werk im Frühling abzusetzen,
Muß schon im Februar er sich hineinversetzen.
 
So ist sein Frühlingslied termingebunden,
Und kommen dann die ersten Maienstunden,
Dann weilt der Geist schon, soll die Kasse stimmen,
Am Ostseestrand, bei Sonnenbad und Schwimmen.
 
Jedoch, und der Gedanke stimmt ihn sehr versöhnlich,
Wünscht er dem Leser, jedem einzelnen persönlich,
Daß dieser Frühling schön sei wie noch keiner,
Beschwingter, froher, glücklicher und feiner.
 
g.r. (3/1965 „Das Magazin“)
 
 

Der Urheber „g.r.“ dieses liebenswerten, vor 50 Jahren in der DDR-Zeitschrift „Das Magazin“ abgedruckten Gedichts konnte leider nicht ermittelt werden.
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